Wolf sei in seiner Wohnung friedlich eingeschlafen.
Im Westen galt Wolf über viele Jahre hinweg als der Mann ohne Gesicht. Fast 30 Jahre war er der Chef der DDR-Auslandsagenten. Wolf hatte den Spion im Bonner Bundeskanzleramt Günter Guillaume rekrutiert, dessen Enttarnung 1974 zum Rücktritt von Kanzler Willy Brandt führte. Nach der Wiedervereinigung stand die Graue Eminenz der Spionagewelt ganz oben auf der bundesdeutschen Fahndungsliste. Die Strafverfolgung empfand der Ex-Spionagechef bis zuletzt als Siegerjustiz.
Markus Mischa Wolf galt als eine Schlüsselfigur des Kalten Krieges. Erst 1978 war es in Stockholm gelungen, ein Foto von ihm zu schießen. Zuvor hatten seine Gegenspieler Wolf nur von einem Bild aus dem Jahr 1959 gekannt. Zur Wendezeit ging Wolf nach Moskau, wo er als Emigrantenkind aufgewachsen war. Er kehrte aber 1991 freiwillig zurück. Nach seiner Rückkehr wurde ihm der Prozess gemacht.
Seine Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen Landesverrats wurde später aufgehoben. Denn nach einem Verfassungsgerichtshof-Beschluss durften DDR-Bürger, die vor der Wiedervereinigung gegen die Bundesrepublik Deutschland spioniert hatten, dafür nur noch eingeschränkt strafrechtlich verfolgt werden. Bei einem zweiten Prozess ging es dann um die Verschleppung von vier Menschen in den 50er und 60er Jahren. Dafür wurde Wolf 1997 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Eine Art Rechenschaftsbericht legte Wolf 1997 in seinen Memoiren unter dem Titel Spionagechef im geheimen Krieg vor. Im Alter trat der ergraute, groß gewachsene Geheimdienstler mit dem markigen Gesicht als Kochbuch-Autor und Schriftsteller auf.