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D: Castor-Atommülltransport angekommen

Nach 58-stündiger Fahrt und vom Protest hunderter Atomkraftgegner begleitet hat der zehnte Castor-Transport Montag Früh das atomare Zwischenlager Gorleben im norddeutschen Bundesland Niedersachsen erreicht.

Bis zuletzt hatten Demonstranten mit Blockaden und anderen Störaktionen versucht, den Transport aufzuhalten. Im Schutz der Nacht und von tausenden Polizeibeamten gesichert trafen die zwölf Behälter mit den Überresten abgebrannter Brennelemente gegen sechs Uhr Früh in Gorleben ein. Nach diesem zehnten Transport stehen im dortigen Zwischenlager nun 80 Castoren.

Der Sonderzug war am Freitagabend von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague abgefahren. Deutschland ist vertraglich zur Rücknahme des Atommülls verpflichtet. Die Atomkraftgegner fürchten aber, dass die Zwischenlagerung in Gorleben nur ein Schritt zur Einrichtung eines atomaren Endlagers an dem Ort ist.

Kurz vor der Abfahrt des Transports von der Verladestation in Dannenberg löste die Polizei in der Nacht zum Montag eine Sitzblockade von einigen hundert Atomkraftgegnern auf der Transportstrecke nach mehreren Stunden auf. Die meisten Demonstranten leisteten keinen Widerstand und ließen sich von der Straße tragen. An anderen Orten hatten die Atomkraftgegner die Straße vorübergehend mit Betonklötzen blockiert, um den stark gesicherten Transport so lange wie möglich aufzuhalten. Nach Angaben der Bürgerinitiative wurden bei den Protestaktion 146 Castor-Gegner verletzt. Elf mussten demnach im Krankenhaus behandelt werden, davon vier mit schweren Kopfverletzungen. Rund hundert Demonstranten habe die Polizei in der Nacht in Gewahrsam genommen.

Durch den neuen Transport zum Zwischenlager erhöht sich die Zahl der dort aufbewahrten Castor-Behälter von 68 auf 80. Insgesamt soll das Zwischenlager knapp 140 Castor-Behälter aufnehmen. Für 2007 ist allerdings kein Transport geplant. Die Bürgerinitiative erklärte, sie traue diesem Versprechen noch nicht, und kündigte an, im kommenden Jahr in jedem Fall erneut gegen die Gorlebener Atomanlagen zu protestieren. Sie wirft dem deutschen Umweltminister Sigmar Gabriel in der Debatte um die Suche nach einem geeigneten Endlager eine „Hinhaltetaktik“ vor. Einerseits fordere er die Suche nach alternativen Standorten, andererseits wolle Gabriel die Erkundung des Salzstocks in Gorleben fortsetzen. „Jeder Castor zementiert den Standort Gorleben“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Francis Althoff.

Castor ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „cask for storage and transport of radioactive material“ (Behälter zum Aufbewahren und Transportieren von radioaktivem Material). Die Castoren enthalten nicht wiederverwertbare Überreste alter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken.

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