Wir sind uns schon bewusst, dass unsere Kindergärten pädagogische Einrichtungen sind und keine Aufbewahrungsstätten, betonte Vizebürgermeistern Grete Laska (S) am Freitag bei der Präsentation des Bildungsplans. Wir sind uns aber nicht sicher, ob das auch die anderen wissen.
Beim Bildungsplan gehe es nicht darum, dass die Kinder schneller das Einmaleins lernen, so Laska. Vielmehr umfasse er das, was zur Persönlichkeitsentwicklung wichtig sei. Ausgelassen habe man all das, was als Rezeptbuch verstanden werden kann. So stehe im Bildungsplan nicht, was man am Montag in der dritten Märzwoche durchnehmen müsse. Vielmehr müssten die Kinder individuell dort abgeholt werden, wo sie stehen.
Als Prinzipien der Bildungsarbeit in den Kindergärten werden Individualisierung, Differenzierung, Ganzheitlichkeit, Vielfalt, Bildungspartnerschaft sowie Konzeptions- und Methodenfreiheit festgelegt, denen bestimmte Standards zugeordnet werden. So wird als Standard etwa definiert, dass das Bildungsangebot für Burschen und Mädchen auf Grund individueller Interessen und Bedürfnisse und nicht auf Grund des Geschlechts erfolgt oder dass das Kind bestimmte Freiräume für die Entscheidung hat, was und wie es mit wem und wann spielt, arbeitet, forscht und gestaltet. Festgeschrieben ist auch, dass dem Kind unterschiedliche Lernformen ermöglicht werden, wobei dem Spiel Priorität gegeben wird.
Außerdem werden zehn unterschiedliche Bildungsbereiche angeführt: Physisches und psychisches Wohlbefinden, Soziale Beziehungen: Familie, Gruppe, Grätzl, Ethik und Werthaltungen, Sexualität, Kommunikation und Medien, Ausdruck und Gestalten, Natur, Kultur und Kunst, Technik sowie Besondere Lebenssituationen – gesellschaftliche Herausforderungen. Fix vorgesehen ist darüber hinaus eine Evaluierung der Umsetzung des Bildungsplans.
Als nächsten Schritt regte Laska an, die Schuleingangsphase zu überdenken. So sei fraglich, ob die derzeitige Schwelle, wonach Kinder ab einem bestimmten Stichtag für schulreif erklärt werden, sinnvoll ist.
Grundsätzlich positiv bewerten die Grünen die Initiative. Allerdings hätte man sich einen etwas tiefergehenderen Bildungsplan erwartet, betonte die Kinder- und Jugendsprecherin der Wiener Grünen, Claudia Smolik, in einer Aussendung. So komme die konkrete Auseinandersetzung mit Pädagogik etwas zu kurz. Logische Konsequenz müsse nun die Einführung des Gratis-Kindergartens sein, denn warum sollte der Kindergarten anders behandelt werden als andere Bildungseinrichtungen?