Nach monatelanger Unsicherheit über das milliardenschwere Projekt gab die Airbus-Muttergesellschaft EADS am Freitagabend Grünes Licht für die neue Flugzeugfamilie.
Eine erste Version des Flugzeugs war bei den Kunden gefloppt. Das Konkurrenzprodukt von Boeing, der 787 Dreamliner, heimste in der Zwischenzeit vier Mal so viele Aufträge ein wie der A350. Den überarbeiteten A350 stellte das Unternehmen im Juli mit dem Beinamen XWB für extra wide body vor. Damit weicht Airbus erstmals von seinem Standarddesign ab.
Ausgeliefert werden soll der A350 ab 2013 und damit fünf Jahre später als die Boeing 787. Dennoch zeigten sich die beiden Ko-Chefs von EADS, Louis Gallois und Tom Enders, überzeugt, dass der neue Airbus der Konkurrenz einen Schritt voraus sei. In den nächsten beiden Jahrzehnten rechnen sie mit einem Bedarf von etwa 5.700 Flugzeugen dieser Klasse.
Finanziert werden soll das auf zehn Milliarden Euro geschätzte Projekt hauptsächlich aus den Barmitteln von EADS. Zusätzliche Beiträge sollen vom Sparprogramm Power8 sowie von industriellen – so genannten Risk-Sharing – Partnern kommen. Diese tragen das Risiko mit, werden anschließend aber auch am Gewinn beteiligt. Airbus-Chef Gallois hatte bereits angekündigt, Arbeiten im Wert von 1,8 Milliarden Euro ausgliedern zu wollen. Airbus hat auch China eine Beteiligung von fünf Prozent an dem Programm angeboten.
Wegen der hohen finanziellen Belastungen aus den Lieferschwierigkeiten beim Super-Airbus A380 waren Zweifel an der Finanzierbarkeit des A350 aufgekommen und hatten einen Zwist unter den Anteilseignern von EADS ausgelöst. Zu weiteren Details der Finanzierung des A350 und zur Höhe der Kosten äußerte sich EADS nicht. Künftig notwendige Finanzierungen werden unter dem Gesichtspunkt gehandhabt, eine starke Bilanz fortzuschreiben, erklärte EADS. Die Entwicklungskosten wurden ursprünglich mit vier Milliarden Euro angesetzt, könnten sich aber Analysten zufolge auf rund zehn Milliarden Euro mehr als verdoppeln.
Sowohl die Höhe der Kosten als auch die Art der Finanzierung sind heikle Themen für EADS. Einerseits belasten die Lieferverzögerungen beim doppelstöckigen Großraumjet A380 den EADS-Gewinn in den nächsten vier Jahren mit 4,8 Milliarden Euro, weshalb der Konzern das Sparprogramm Power8 auflegte, das in den kommenden Jahren Milliarden einsparen soll. Andererseits schwelt nach wie vor der Streit der Europäischen Kommission mit den USA über staatliche Beihilfen für Flugzeugbauer. Ob EADS Beihilfen für den A350 in Anspruch nehmen will, ist noch offen. Ein Drittel der Entwicklungskosten könnten so finanziert werden. Die USA lehnen dies ab. Einem Zeitungsbericht zufolge sieht das Finanzierungspaket, auf das sich die Anteilseigner geeinigt haben, jedoch vor, dass vier Milliarden Euro durch staatliche Garantien der Airbus-Länder – Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Spanien – unterstützt werden.
Airbus-Chef Gallois versprach eine reibungslose Entwicklung der neuen Flugzeugfamilie. Wir haben vor unserer Entscheidung alle verfügbaren Ressourcen gründlich geprüft, sagte er. Beim A380 hatten Probleme beim Einbau der gut 500 Kilometer umfassenden Verkabelung die Produktion massiv zurückgeworfen. Zudem ist Airbus noch mit der Entwicklung des Militärtransporters A400M beschäftigt. Eine zweimonatige Prüfung hätte ergeben, dass dieses Programm im Zeitplan liege, erklärte EADS am Samstag. Der Konzern räumte jedoch ein, dass auch hier die Verkabelung noch Probleme bereite. Zudem seien Veränderungen am Triebwerk, Verbesserungen bei den militärischen Missionssystemen sowie noch ausstehende Arbeiten an der Endmontagelinie nötig. Detaillierte Maßnahmen seien zur Behebung der Probleme in Auftrag gegeben worden. Wie diese Maßnahmen aussehen sollten, teilte EADS nicht mit.
Neben der aktuellen Krise bei Airbus ist EADS derzeit auch Diskussionsthema bei der deutschen Regierung. Sie strebt einen indirekten Einstieg bei dem europäischen Konzern an, um den eigenen Einfluss gegen Frankreich zu behaupten. Auslöser war die Absicht von DaimlerChrysler, seinen Anteil auf 15 Prozent von 22,5 Prozent zu reduzieren. Nach Medienberichten vom Wochenende stößt die Regierung mit ihren Bemühungen aber auf Widerstand des französischen Staates, der mit 15 Prozent an EADS beteiligt ist. Die Regierung wies die Berichte zurück.