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Bagdad: 57 Tote bei Selbstmordanschlag

Zwei fast gleichzeitig gezündete Autobomben haben auf einem Platz in Bagdad mindestens 57 Menschen in den Tod gerissen. Attentäter steuerte mit Sprengstoff beladenes Auto in Menschenmenge.

Nach Polizeiangaben wurden 148 weitere verletzt, als ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes Auto in eine Menschenmenge steuerte und die Detonation auslöste. 30 Meter davon entfernt explodierte zur selben Zeit eine Autobombe, sagte Polizeileutnant Bilal Ali.

Ziel sei auf dem Tayaran-Platz eine Polizeistreife und eine Gruppe von Irakern gewesen, die sich als Tagelöhner auf Baustellen verdingen wollten. Nach den koordinierten Explosionen waren Schüsse zu hören. Der Platz ist in der Nähe mehrerer Ministerien und einer Tigris-Brücke, die zur so genannten Grünen Zone führt. Es handelte sich schon um den vierten Anschlag auf diesem vor allem von Schiiten frequentierten Platz heuer.

Nach Polizeiangaben hatte sich der Attentäter mit seinem Fahrzeug den Wartenden genähert und hatte Arbeit angeboten. In kurzer Zeit habe sich eine große Menschenmenge um den Wagen gebildet. Dann erst habe der Attentäter die Sprengsätze gezündet.

Ein Geschäftsbesitzer, Khalil Ibrahim, sagte: „In der ersten Explosion sah ich Menschen umfallen, einige wurden auseinander gerissen. Als die zweite Bombe hoch ging, wurde ich gegen die Wand geschleudert und wurde ohnmächtig.“ Ibrahim wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er wegen Splitterwunden im Rücken behandelt wurde. Nach dem Anschlag wurden 57 Leichen in zwei Spitäler gebracht, weitere 25 Menschen wurden mit schweren Verletzungen eingeliefert.

In den vergangenen Wochen waren bei einer Reihe von schweren Anschlägen in Bagdad zahlreiche Menschen getötet worden. Im November starben bei einer Anschlagserie im Stadtteil Sadr City an einem Tag mehr als 200 Menschen. Am 2. Dezember starben mindestens 51 Menschen bei einem Attentat auf einem Bagdader Markt.

Erst am Montag gab die irakische Polizei die Entdeckung von 60 Leichen in Bagdad bekannt. Die meisten dieser Mordopfer seien in den westlichen Sunniten-Vororten entdeckt worden, hieß es. In der nordirakischen Kleinstadt Tus griffen rund 20 bewaffnete Männer das Haus einer schiitischen Familie der turkmenischen Minderheit an. Sie töteten eine Frau und drei ihrer Söhne im Alter zwischen fünf und 13 Jahren. Zwei Töchter wurden nach Polizeiangaben verletzt. Bewaffnete Angreifer in irakischen Armee-Uniformen erbeuteten bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Bagdad rund eine Million Dollar (758.898 Euro). Nach Angaben aus Polizeikreisen wurden bei dem Raub vier Angestellte einer privaten Sicherheitsfirma entführt.

Der scheidende UNO-Generalsekretär Kofi Annan zeichnete indes ein dramatisches Bild der Lage im Irak. Das Land stehe „am Rande von Bürgerkrieg und Chaos“, heißt es im monatlichen Irak-Bericht Annans für den UNO-Sicherheitsrat. Die Krise im Irak sei mittlerweise wohl die dringendste der Welt. Mehr als 5.000 Iraker kämen jeden Monat im Zuge der Konflikte ums Leben, seit Ende Februar sei fast eine halbe Million Menschen innerhalb des Landes vertrieben worden.

Annan forderte erneut einen breiten Dialog zur Lösung der Krise. Daran müssten nicht nur alle Parteien im Irak und die Nachbarländer teilnehmen, sondern auch die fünf Vetomächte im Sicherheitsrat. In einer Rede im Präsident-Truman-Museum in Independence (US-Staat Missouri) übte der Ghanese zudem massive Kritik an der US-Regierung. Er warf ihr vor, den Irak-Krieg gegen den internationalen Willen begonnen zu haben. Auch schienen die USA im Kampf gegen den Terrorismus „die eigenen Ideale und Ziele aufzugeben“.

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