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Rom: Papst Benedikt spendet Segen

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft in Rom zu Frieden und Gerechtigkeit in der Welt aufgerufen. Er spendete den Segen "Urbi et Orbi".

Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz verwies er am Montag vor allem auf die Konflikte und Kriege im Nahen Osten und forderte eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern. „Ich hoffe, dass sich im Respekt der unveräußerlichen Rechte der Völker dieser Region Perspektiven für einen gerechten und dauerhaften Frieden eröffnen.“ Eindringlich warnte Benedikt die Menschen der Moderne davor, die Auswirkungen des technischen Fortschritts zu überschätzen.

Bei strahlendem Wetter und frühlingshaften Temperaturen spendete das katholische Kirchenhaupt anschließend den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis). Zugleich sprach der Papst die Weihnachtsgrüße in 62 Sprachen. Auf Deutsch sagte er: „Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade; sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!“ Es ist für Benedikt die zweite Weihnachtsfeier seit seiner Wahl zum Papst im April 2005.

Nach den jüngsten Zeichen einer Annäherung zwischen Israel und den Palästinensern hoffe er auf weitere „ermutigende Entwicklungen“, sagte Benedikt. Ausdrücklich nannte er auch den Krieg im Irak sowie die Gewalt im Libanon, in Sri Lanka und in der afrikanischen Krisenregion Darfur.

Ausführlich ging der deutsche Papst auf die Frage des technischen Fortschritts in der modernen Welt ein. Zwar habe der Mensch den Mond erreicht, erobere das Universums und sei dabei, „die wunderbaren Codes des menschlichen Genoms zu entschlüsseln“. Daher fühle sich der Mensch des 21. Jahrhunderts immer häufiger als „souveräner und sich selbst genügender Schöpfer des eigenen Schicksals“. Trotz der technischen Möglichkeiten und Errungenschaften der heutigen Zeit sei die Welt aber auf Erlösung angewiesen, betonte der Papst weiter.

Denn dieser Eindruck sei eine Täuschung, es gebe nach wie vor Not, Leiden und tiefe Ungerechtigkeit in der Welt: „Immer noch sterben Menschen an Hunger und Durst, an Krankheit und aus Armut in dieser Zeit des Überflusses und des maßlosen Konsumismus. Immer noch gibt es Menschen, die versklavt, ausgebeutet und in ihrer Würde verletzt werden (…).“

In der Christmette in der Nacht prangerte Benedikt das Leid von Kindern an. „Das Kind von Bethlehem lenkt unseren Blick auf all die leidenden und missbrauchten Kinder in der Welt, die geborenen wie die ungeborenen“, erklärte der Papst. Dazu gehörten vor allem jene, die als Kindersoldaten eingesetzt würden, aber auch Kinder, die betteln müssten und denen weder Nahrung noch Liebe zuteil werde. Er rief zum Gebet auf für all diese Kinder, die in einer Welt der Gewalt leben müssten.

Die eigentlichen Geschenke zu Weihnachten sollten nicht gekaufte Dinge sein, betonte der Papst in seiner Predigt weiter. Statt Konsum sei vielmehr entscheidend, „einander etwas von uns selber zu schenken. Einander unsere Zeit zu schenken“. Dabei sollten nicht nur diejenigen bedacht werden, die etwas zurückgeben könnten, sondern auch die, „denen niemand schenkt und die dir nichts dafür zurückgeben können“. Die Messe am Heiligen Abend wurde über Rundfunk und Fernsehen in fast 50 Länder übertragen.

Zugleich äußerte der Papst erneut die Hoffnung, in das Heilige Land reisen zu können. Ausdrücklich verwies das Oberhaupt der Katholiken auch auf die angespannte Lage im Libanon. „Ich vertraue darauf, dass nach den vielen Opfern, Zerstörungen und Ungewissheiten der Libanon in demokratischer Ordnung fortlebt und vorankommt und im Dialog mit den Kulturen und Religionen für die anderen offen ist.“ Zum Irak sagte Benedikt: „Einen Appell richte ich an diejenigen, die das Schicksal des Irak in Händen haben, dass die grausame Gewalt, die das Land mit Blut überzieht, ein Ende nehme und einem jeden Bewohner ein normales Leben gewährleistet werde.“

Dem Papst liegen Einladungen aus Israel und den Palästinensergebieten vor. Jerusalem ist Christen, Muslimen und Juden gleichermaßen heilig. Der Vatikan tritt dafür ein, dass Israelis und Palästinenser beide in gesicherten Staaten leben können. Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte im Jahr 2000 eine Reise ins Heilige Land unternommen.

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