Der Anwalt sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag in der jordanischen Hauptstadt Amman, nach seinen Informationen solle Saddam Hussein bei Tagesanbruch gehängt werden. Auch ein Berater von Regierungschef Nuri al-Maliki und ein Richter des Berufungsgerichts bestätigten diese Angaben.
Nach Angaben des Beraters Sami al Askari gegenüber der AFP wird Saddam entweder Samstag früh oder erst nach dem muslimischen Opferfest hingerichtet. Das Opferfest beginnt am Wochenende und dauert bis Mittwoch Nacht. Aus Malikis Büro war bereits verlautet, dass eine Hinrichtung während der religiösen Feiern unwahrscheinlich sei. Der Richter Munir Haddad sagte der Nachrichtenagentur AP, Saddam werde entweder heute oder morgen hingerichtet. Haddad gehört dem Berufungsgericht an, das Strafe am Dienstag bestätigt hat. Er soll als Vertreter der Justiz bei der Hinrichtung durch den Strang dabei sein.
Nach Angaben eines weiteren Verteidigers von Saddam annulierten die USA ein für Samstag geplantes Treffen mit dem Ex-Staatschef. Offiziell wurde kein genauer Termin für die Hinrichtung genannt. Aus Furcht vor einem Ausbruch der Gewalt nach der Vollstreckung des Urteils versetzte Bagdad die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft. Der Galgen ist vorbereitet, nach unseren Informationen wurde er aufgestellt, sagte der Anwalt, der anonym bleiben wollte.
Das US-Außenamt dementierte derweil eine Mitteilung der Verteidigung, wonach der Ex-Staatschef bereits den irakischen Behörden übergeben wurde. Saddam Hussein befinde sich weiter unter der Aufsicht der US-geführten Koalition im Irak, sagte Ministeriumssprecher Tom Casey in Washington. Dies hatte zuvor schon ein US-Vertreter in Bagdad erklärt. Der Sprecher von Saddam Husseins Verteidigern, Khalil Dulaimi, hatte dagegen gesagt, er habe ein Email von den US-Behörden erhalten, dass diese den Verurteilten den Irakern übergeben hätten.
Das Todesurteil wurde nach Angaben eines Regierungsbeamten auch schon von Ministerpräsident Nuri al-Maliki unterzeichnet. Unsere Respekt vor den Menschenrechten verlangt von uns, ihn hinzurichten, sagte al-Maliki. Das Urteil werde ohne jede Verzögerung vollstreckt. Nach unterschiedlichen Berichten wurde bereits dafür gesorgt, dass Saddam Hussein seine persönliche Habe einem Halbbruder übergeben konnte. Mit der Bestätigung des Urteils am Dienstag dieser Woche begann eine Frist von 30 Tagen, innerhalb der die Strafe vollstreckt werden soll. Diese Frist läuft am 25. Jänner ab.
Der 2003 von den US-Streitkräften gestürzte Staatschef wurde der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen. In dem am 5. November beendeten Prozess ging es um ein Massaker an 148 Schiiten in der Stadt Dujail im Jahr 1982. Das Verfahren begann bald nach der Gefangennahme Saddam Husseins im Dezember 2003.
In Washington teilte das Pentagon mit, dass die US-Truppen im Irak auf gewaltsame Reaktionen auf die Hinrichtung vorbereitet seien. Die Soldaten seien in hoher Alarmbereitschaft, sagte ein Sprecher. Bei Anschlägen am Donnerstag wurden mindestens 72 Iraker getötet. Am Freitag bargen Polizisten in Bagdad die Leichen von 22 Menschen, deren Körper die Spuren von Folterungen aufwiesen. Bei einem Selbstmordanschlag in Khalis nördlich von Bagdad wurden am Freitag mindestens neun Menschen getötet und zwölf verletzt.
Die EU bekräftigte ihre Ablehnung der Exekution. Die EU sei gegen die Todesstrafe, die auch in diesem Fall nicht angewendet werden solle, sagte der finnische Außenminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Erkki Tuomioja.