Yukos-Affäre: Neue Anklage
Das teilten Anwälte der einstigen Großaktionäre des zerschlagenen Yukos-Konzerns nach Angaben der Agentur Interfax am Montag in der ostsibirischen Stadt Tschita mit. In der Vernehmung durch die Generalstaatsanwaltschaft hätten beide Angeklagte die Vorwürfe zurückgewiesen.
Chodorkowski und Lebedew wurden in Tschita ins Büro der Staatsanwaltschaft zitiert, wo ihnen die Anklage verlesen wurde, teilten ihre Anwälte mit. Beiden wird nun vorgeworfen, mehr als 20 Milliarden Dollar (15 Milliarden Euro) durch Geldwäsche auf ihre Privatkonten geleitet zu haben. Chodorkowskis Stiftung Offenes Russland habe dabei eine zentrale Rolle gespielt. Chodorkowski und Lebedew drohen bei einer Verurteilung eine Gefängnisstrafe bis zu 15 Jahren. Beide verbüßen in der sibirischen Stadt eine 2004 verhängte achtjährige Haftstrafe wegen Betrugs und Steuerhinterziehung.
Chodorkowskis Anwalt Juri Schmidt bezeichnete die Vorwürfe als nicht nur absurd, sondern verrückt. Wer immer sie verfasst hat, ist entweder wahnsinnig oder betrunken. Lebedews Anwalt Konstantin Ribkin sagte, sein Mandant habe sich als unschuldig bezeichnet.
Chodorkowski war bis zu seiner Festnahme im Oktober 2003 und seiner anschließenden Verurteilung in einem ersten Prozess 2004 einer der reichsten Männer Russlands. Das Magazin Forbes schätzte sein Vermögen auf 15 Milliarden Dollar (11,5 Milliarden Euro). Inzwischen ist der Yukos-Konzern an eine Staatsfirma transferiert worden. Chodorkowskis Fall gilt als Strafmaßnahme des Kremls dafür, dass er Oppositionsparteien unterstützte und eigene politische Ambitionen zeigte. Zudem soll es dem Staat darum gegangen sein, die Kontrolle über den Ölsektor zurück zu gewinnen.
Haftstrafen für verschiedene Vergehen werden in Russland üblicherweise nicht hintereinander abgesessen. Der Verurteilte muss in der Regel für die längste ausgesprochene Haftstrafe ins Gefängnis.