Der 45-Jährige Afroamerikaner präsentierte sich als Vertreter einer neuen Generation, die die Aufgabe habe, die USA zu verändern. Wir können ein hoffnungsvolleres Amerika bauen, rief Obama seinen jubelnden Anhängern zu. Er gilt als größter Konkurrent seiner Kollegin im US-Senat, Hillary Clinton, um die demokratische Präsidentschaftskandidatur.
Obama bringt nach Ansicht von Kritikern zu wenig Erfahrungen für das Präsidentenamt mit, da er erst seit 2005 für Illinois im US-Senat sitzt. Seine Kandidatur sei vielleicht etwas vermessen, räumte der farbige Politiker ein. Er habe nicht lange damit zugebracht, die Gepflogenheiten in Washington kennen zu lernen. Aber ich war lange genug dort um zu erkennen, dass sich die Gepflogenheiten Washingtons ändern müssen, sagte er. Die US-Politik halte sich zu sehr mit Kleinigkeiten und Trivialem auf, betonte er. Immer wieder ist eine neue Generation herangewachsen und hat getan, was getan werden muss. Heute sind wir erneut dazu aufgerufen – und es ist Zeit, dass unsere Generation diesem Aufruf folgt.
Als seine politischen Ziele nannte Obama den Umbau der Wirtschaft zur Anpassung an das digitale Zeitalter, eine Verringerung der Abhängigkeit von ausländischem Öl, mehr Investitionen in Bildung, eine bessere Krankenversorgung, die Beendigung der Armut und den Kampf gegen den Terrorismus.
Obama erneuerte die Forderung nach einem Abzug der US-Truppen aus dem Irak. Amerika, es ist Zeit dass wir damit anfangen, unsere Truppen nach Hause zu holen, rief er. Die Iraker wissen zu lassen, dass die US-Soldaten nicht ewig im Land blieben, sei die letzte, beste Hoffnung auf Gespräche für ein Ende der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten. Obama hatte sich frühzeitig gegen den Irak-Krieg ausgesprochen und erklärt, die Soldaten sollten ab Mai schrittweise abgezogen werden.
In seiner 20-minütigen Rede ging Obama nicht auf seinen Familienhintergrund als Sohn eines Kenianers ein, auch nicht auf seine Kindheit auf Hawaii und in Indonesien und die Tatsache, dass er der erste US-Präsident dunkler Hautfarbe werden könnte. Als Ort für die Bekanntgabe seiner Kandidatur wählte er aber das Kapitol von Springfield in Illinois, in dem der frühere Präsident Abraham Lincoln, der die Sklaverei abschaffte, einmal Abgeordneter war. Auch Obama, der Professor für Verfassungsrecht ist, begann seine politische Laufbahn vor zehn Jahren in Illinois.
In dem Kapitolgebäude hatte Lincoln 1858 im Wahlkampf um einen der Senats-Sitze von Illinois eine berühmte Rede gehalten, in der er erklärte: Ein in sich gespaltenes Haus kann keinen Bestand haben und der Sklaverei den Kampf ansagte. Lincoln verlor zwar die Wahl. Der Republikaner wurde jedoch zwei Jahre später zum Präsidenten gewählt und gilt heute als einer der besten Amtsinhaber in der Geschichte des Landes. Während des Bürgerkrieges beendete er zunächst per Erlass die Sklaverei, die später durch eine Verfassungsänderung abgeschafft wurde.
Obama ist als Autor von zwei Bestsellern bekannt geworden, in denen er sich mit seinem afrikanischen Vater und der Kraft der Hoffnung beschäftigte. Als Hauptredner auf dem Parteitag der Demokraten 2004 etablierte er sich als politisches Schwergewicht seiner Partei.
Dass die demokratischen Wähler, die über den Kandidaten für die Präsidentenwahl zu entscheiden haben, anderen Themen als dem Irak-Krieg derzeit nur wenig Bedeutung beimessen, musste Hillary Clinton bei ihren ersten Wahlkampfauftritten in New Hampshire erfahren. Hier wurde sogleich ein Schwachpunkt ihrer Kampagne deutlich – ihre Zustimmung 2002 im Senat zur Invasion im Irak. Ein Bürger forderte sie deshalb auch auf, klar und eindeutig zu sagen, dass ihre damalige Zustimmung ein Fehler gewesen sei. So weit wollte die Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton (1993-2001) aber nicht gehen. Den Fehler hat der Präsident gemacht, der dieses Land und den Kongress in die Irre geführt hat, sagte Clinton. Sie wiederholte ihre Position, dass sie der Truppenentsendung nicht zugestimmt hätte, wenn sie damals das gewusst hätte, was sie heute wisse.