Der Ministerpräsident und Außenminister Massimo DAlema trafen am Montagabend den vatikanischen Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone, der das Thema des Gesetzentwurfs zur Legalisierung der Lebenspartnerschaften (DICO) ansprach, den die Regierung Prodi vor zehn Tagen verabschiedet hat. Wir haben auch über Familie gesprochen, in einem Klima von Klarheit und Respekt, sagte Bertone nach dem Gespräch.
Prodi beteuerte seine feste Absicht, den Dialog mit dem Vatikan über ethische Themen offen zu halten. Der Heilige Stuhl habe das Recht, sich über soziale und ethische Angelegenheiten zu Wort zu melden. Die Themen des Weltfriedens, des Zusammenlebens zwischen den Völkern und der Einsatz italienischer Truppen im Rahmen internationaler Friedensmissionen standen ebenfalls im Mittelpunkt des Treffens zwischen Prodi und Bertone. Es handelte sich um den ersten Besuch des Ministerpräsidenten seit seinem Treffen mit dem Papst im vergangenen Oktober.
Vor Beginn des Treffens versammelten sich einige Demonstranten vor der italienischen Botschaft beim Heiligen Stuhl, wo die Gespräche geplant waren. Sie riefen Slogans gegen den Vatikan und für den Laizismus des italienischen Staates.
Am Wochenende hatte der Papst der italienischen Regierung vorgeworfen, mit ihrem Gesetzesvorhaben die traditionelle Familie zu untergraben. Eine gewisse Lobby gehe gegen die Familie vor und erodiere die Gesetzgebung, sagte der Papst.
Längst rufen nicht nur Verfassungsrechtler die Kirche zur Mäßigung auf, sondern auch Vatikan-treue, katholische Intellektuelle. Die angekündigte Intervention der Bischofskonferenz ist von unerhörter Schwere, heißt es in einer von über hundert Personen – darunter mehrere katholische Intellektuelle – unterzeichneten Bittschrift an die Hirten.
Der ehemalige Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro, früher Mitglied der Democrazia Cristiana, sprach von einem Diktat des Vatikans, das vor allem der Kirche selbst schaden würde. Selbstverständlich ist es das Recht und auch die Pflicht der Kirche, bei ethischen Themen ihre Meinung zu sagen. Doch eine verpflichtende Anweisung der Bischofskonferenz würde die Würde und die Freiheit der katholischen Parlamentarier schädigen, sagte Scalfaro.