Darin hat er unter anderem an der offiziellen kirchlichen Lehre gekratzt. Insbesondere den im Jahr 325 auf dem ersten Konzil von Nicäa festgeschriebenen Grundsatz vom göttlichen Ursprung des Messias stellen Romanciers und Verfasser von Thrillern zunehmend in Frage.
Dabei hat nicht der Bestsellerautor Dan Brown, sondern der 1931 in Kairo geborene Autor Gerald Messadie als erster eine Welle der Bücher über Leben und Wirken Jesu ausgelöst. Sein Bestseller Ein Mensch namens Jesus genießt seit fast zwanzig Jahren Kultstatus, erlaubt er doch einen sehr menschlichen Blick auf den Sohn Gottes. Im vergangenen Jahr wurde der Roman in einer vollständigen Neuausgabe als Taschenbuch heraus gegeben. Fern aller Legenden zeichnet der Autor den Werdegang Jesus in damals unerreichtem Realismus nach.
Wenn Messadie die Heilige Familie vom göttlichen Podest herunter geholt hat, dann wird sie in der fiktiven Jesus-Biografie Das Geschenk von Maria Elisabeth Straub ihrer idyllischen Aura gänzlich beraubt. Straubs fantasievoll ausgedachte Geschichte vom Heiland als illegitime Frucht einer inzestuösen Beziehung, von seinen Jugendjahren im Haus seines Stiefvaters Josef und seiner besonderen Position im Kreise der Halbgeschwister ist stimmig komponiert.
Ein Klassiker ist mittlerweile auch Andreas Eschbachs Das Jesus Video, das nun als Taschenbuch in neuer Auflage erschienen ist. Rasant springt der Autor durch die Jahrtausende und treibt dabei Archäologen, den Vatikan, Geheimdienste und Medienkonzerne zur Jagd auf Videoaufnahmen, die ein Unbekannter nach einer Zeitreise in die Vergangenheit von Jesus gemacht haben soll. Spannend erzählt, ist dieser History-Thriller beispielgebend für viele nachfolgenden Romane geworden.
Dazu gehört Die Bibel-Verschwörung der spanischen Autorin Julia Navarro. In dem packenden Roman liefern sich lautere Helden und unlautere Mächte einen Wettlauf um einen archäologischen Sensationsfund: die Tontafeln, auf die Abraham die wahre biblische Schöpfungsgeschichte diktiert hat.
Die immer wieder zu Spekulationen anregenden geheimnisvollen Botschaften in Leonardo da Vincis Abendmahl und die vermeintliche Rolle der Maria Magdalena als Gefährtin von Jesu hat der Spanier Javier Sierra in seinem Roman Das geheime Abendmahl aufgegriffen. Im Jahr 1497 vermutet der Inquisitor Leyre in Leonardos Fresko ketzerische Botschaften. Es geschehen mehrere Morde, nach denen sich der Inquisitor von seinen theologischen Spitzfindigkeiten ab- und der handfesten Detektivarbeit zuwendet – für Spannung und atmosphärische Dichte ist gesorgt.
Um die Gebeine der Heiligen Drei Könige entbrennt in James Rollins Thriller Feuermönche ein erbitterter Kampf. Angereichert mit Weltuntergangsszenarien, unheimlichen Mönchsorden und wild agierenden High-Tech-Agenten regt der Roman die Fantasie seiner Leser an, auch wenn die Zutaten hinlänglich bekannt sind.
Vier legendenumwobene Figuren des Christentums hat der in Schweden lehrende Historiker Dick Harrison in seinem Sachbuch Verräter, Hure, Gralshüter unter die Lupe genommen: Den Verräter Judas Iskariot, die vermeintliche Dirne Maria Magdalena, den Jesus-Richter Pontius Pilatus und den Hüter seines Vermächtnisses Josef von Arimathäa. Harrison legt unter den Schichten tradierter Erzählungen den historisch verbürgten Kern frei und verhilft somit zu einem unverstellten Blick auf den Ursprung des Christentums.
Einen sehr persönlichen Zugang zur Religion vermittelt Claudia Schreibers Roman Ihr ständiger Begleiter, in der die ungewöhnlich intensive Beziehung einer Frau zu Gott thematisiert wird. Die fesselnde Geschichte stellt die Frage, was christlicher Fundamentalismus in Zeiten eines sich ausweitenden Atheismus bei einzelnen Menschen bewirken kann. Schreibers Beziehungsgeschichte geht ebenso unter die Haut wie ihr Debüt Emmas Glück, vielleicht auch deshalb, weil die Autorin selbst lange einer Baptistengemeinde angehörte.
In seinem schwarzen Erzählband Jesus Sohn begibt sich Bestsellerautor Denis Johnson auf die Suche nach Jesus in der amerikanischen Vorhölle – dort, wo Kriminelle, Drogensüchtige und Alkoholiker ihr trostloses Dasein fristen. Die düsteren, ebenso komisch wie traurigen Erzählungen sind auch verfilmt worden.