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Erosion: Cancun kämpft um Strände

Erst vor einem Jahr brachte Mexiko seine von Hurrikan "Wilma" verwüsteten Strände im Badeort Cancun mit einem Millionenaufwand auf Vordermann. Der Erfolg hielt nicht lange.

Die Erosion trug die Sandstrände bereits wieder soweit ab, dass die Wellen bei Flut gegen die Sonnenterrassen einiger renovierter Hotels schlagen.

Um nach dem Wirbelsturm im Oktober 2005 wieder Touristen anzuziehen, ließ die mexikanische Regierung für umgerechnet 15 Millionen Euro Sand vom Meeresgrund an die Oberfläche holen. Mit 2,7 Millionen Kubikmetern Sand wurden so zwölf Kilometer Strand wiederhergestellt. Nach Abschluss der Arbeiten im Frühjahr vergangenen Jahres hatten die Strände fast die doppelte Fläche wie vor dem Hurrikan.

Doch nun, nur ein Jahr später, sind die Strände wieder geschrumpft. Im Schnitt, zur Mid-Tide, sind sie in der Hotelzone inzwischen wieder weniger als 20 Meter breit. Badegäste müssen meterhohe Sandklippen hinabklettern, um ins Wasser zu gelangen. Viele Strandabschnitte sind noch etwa so breit wie vor dem Hurrikan, an einigen Stellen aber auch nur noch zehn Meter schmal. Und die Wellen nagen unaufhaltsam weiter an ihnen, wie der Biologe Alfredo Arellano sagt, der für den Staat Yucatan zuständige Direktor der mexikanischen Kommission für Naturschutzgebiete.

Langfristige Maßnahmen nötig

Vertreter der Tourismusindustrie, Bauträger und private Investoren wissen, dass die Erosion dauerhaft ein Problem darstellt und bereiten langfristige Maßnahmen vor. Geplant sind ein Fonds aus öffentlichen und privaten Mitteln, mit dem künftige Strandrenovierungen finanziert werden sollen, und ein künstliches Riff vor der Küste, das dazu beitragen soll, den Strand zurückzuhalten. Bereits jetzt säumen Sandsäcke und stoffartig ummantelte Röhren einige Strandabschnitte.

Umweltschützer glauben allerdings, dass solch teure Maßnahmen vergebens sind, so lange Hotels bis an den Rand des Wassers gebaut werden und dabei die Vegetation entfernt wird, deren Wurzeln den Sand einst an Ort und Stelle hielten. Sie bemühen sich darum zu erreichen, dass selbst in bebauten Gebieten ein zehn Meter breiter Streifen mit einheimischen Pflanzen angelegt wird, unterbrochen durch Fußpfade von den Hotels zum Strand. „Die Art, wie derzeit gebaut wird, lässt die Strände viel schneller erodieren“, sagt Patricio Martin, Direktor des mexikanischen Zentrums für Umweltrechte im Staat Quintana Roo.

Seit „Wilma“ vor eineinhalb Jahren die Küste traf und die Strände fast komplett wegspülte, setzte in Cancun ein Bauboom ein. Hotelbesitzer investierten 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) in Renovierungsmaßnahmen. „Jede Palme ist neu“, sagt Antonio Pitta, Lateinamerika-Direktor der Reiseveranstalter Cheaptickets.com und Orbitz.com. Der Urlaubsort an der Karibikküste setzt nun weniger auf Billigtourismus, sondern vielmehr auf Paare und Familien. „Es ist ein völlig neues Produkt.“ Inzwischen sind die Touristen zurückgekehrt, die Belegung der Hotels liegt bei mehr als 85 Prozent.

Nach Angaben des Tourismusbüros ist es durchaus normal, dass die Strände in den Wintermonaten erodieren, wenn Wind und Strömung am kräftigsten sind. Im Rest des Jahres erholten sie sich dann wieder. Umweltschützer sagen jedoch, dass sich die Erosion seit den siebziger Jahren verschärft hat. Damals begann die mexikanische Regierung, die von Kokosnuss-Plantagen geprägte, langgestreckte Sandbank in einen Urlaubsort für den Massentourismus umzuwandeln. Die natürlichen Kanäle, die die Lagune auf der dem Landesinneren zugewandten Seite der Sandbank mit dem Meer verbanden, wurden zugeschüttet. Das Ergebnis war, dass die Strömung, die einst sanft in die Lagune und wieder aus ihr herausfloss, nun auf das Land prallt und den Sand ins Meer reißt. „Es ist sehr schwer, die natürliche Dynamik der Küste zu imitieren. Man kann nicht wissen, wie sie reagiert“, sagt Martin.

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