Prozess gegen Wiener Jugendbande
Sechs Angeklagte im Alter von 15 bis 18 Jahren mussten sich deshalb am Mittwoch vor einem Schöffensenat (Vorsitz Andreas Binder-Hautz) am Wiener Landesgericht verantworten. Teilweise wurden ihre Opfer dabei verletzt. Fünf von ihnen zeigten sich weitgehend geständig, der sechste wurde im Verlauf der Verhandlung entlastet.
Die Angeklagten waren in wechselnder Besetzung von Mai bis Ende September des Vorjahres auf Beutezüge. Schläge ins Gesicht, Bedrohungen mit Messer, Ansagen wie Gib mir den Handy, sonst stech ich dich ab”, sollen an der Tagesordnung gewesen sein. In einem Fall wurden die beiden Begleiter eines Mädchens zusammengeschlagen. Dann musste das Opfer sein Handy abliefern. Sie hat mir hinterher geschrien, Schimpfwörter”, schilderte einer der Beteiligten. Naja, berechtigterweise”, meinte der Richter.
Mobiltelefone waren meistens die Beute, die dann am Westbahnhof in Geld umgesetzt wurden. Finanzielle Sorgen hatten die Angeklagten alle. Raube wurden meist spontan geplant. In einem Fall machten sich zwei der Jugendlichen aus, einen Überfall mit einer Softgun durchzuführen, die einer der beiden in einem Park gefunden haben wollte.
Uneinig war sich das Duo nur, wer das Opfer werden sollte: Er hat vorgeschlagen: Machen wir eine Frau? Ich wollte aber keine Frau machen”, schilderte ein Angeklagter. Das Opfer war dann doch weiblich. Die Softgun der Überfallenen auf die Brust zu setzen, ist auch ein Kick gewesen”, meinte sein Komplize.
Die Bande flog in der Nacht auf den 1. Oktober auf. Vor einem geschlossenen Würstelstand in der Nähe einer Wiener Großdisco rauchten vier der Angeklagten Cannabis. Die Burschen kamen auf die Idee, in den Würstelstand einzubrechen. Sie schlugen die Fensterscheiben ein, kletterten abwechselnd hinein und ließen Feuerzeuge, Zigaretten und Bargeld mitgehen. Einer stand dabei immer Schmiere.
Wegen des großen Erfolgs” zog die Gruppe zu einer Tankstelle in der Nähe weiter und brach auch dort ein, um sich noch mehr Zigaretten zu holen. Die Glimmstängel versuchten sie danach zu verkaufen. Dabei gerieten sie aber an einen Polizisten in Zivil, der einen Teil der Bande festnahm.