Statt wie bisher für 12 Monate werden die Soldaten künftig für 15 Monate in den Auslandseinsatz geschickt, wie Verteidigungsminister Robert Gates am Mittwoch in Washington ankündigte. Zwischen zwei Einsätzen sollten die Soldaten sich mindestens zwölf Monate erholen können. Die Regelung gelte ab sofort. Führende Demokraten im Kongress kritisierten die Regierung und warfen ihr Versagen vor.
Die neue Regelung solle dafür sorgen, dass der erhöhte Truppenbedarf im Irak bis mindestens April kommenden Jahres gedeckt werden könne, sagte Verteidigungsminister Gates. Nach maximal 15 Monaten sollten die Soldaten dann wieder auf ihre Heimatstützpunkte zurückkehren dürfen. Mir ist klar, dass diese Entscheidung unseren Soldaten im Heer und ihren Familien viel abverlangt, sagte Gates. Durch die neue Regelung erhielten diese jedoch größere Planungssicherheit.
Die neue Irak-Strategie von US-Präsident George W. Bush sieht vor, die US-Truppe im Irak um rund 28.000 Soldaten zu verstärken. Derzeit sind dort etwa 145.000 Armeeangehörige stationiert, bis Juni soll ihre Zahl auf 160.000 steigen. Mit der Truppenaufstockung hofft Bush, die Gewalt vor allem in der irakischen Hauptstadt Bagdad eindämmen zu können. In Afghanistan sind 25.000 US-amerikanische Soldaten im Einsatz.
Laut General Peter Pace gilt die Regelung nur für die Landstreitkräfte. Ausgenommen von der verlängerten Einsatzzeit sind demnach die Marineinfanteristen, die normalerweise sieben Monate in Kriegsgebieten sind, und Soldaten der Nationalgarde.
Führende Demokraten kritisierten die Regierung scharf. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, die Ankündigung unterstreiche nur die Tatsache, dass nun die US-Soldaten und ihre Familien die Bürde des Irak-Krieges tragen müssten. Bushs Regierung habe es nicht geschafft, die Soldaten richtig auszustatten und auszubilden, sie sicher und rasch nach Hause zu bringen und sich so um die Veteranen zu kümmern, wie sie es verdient hätten. Wenn nun die Einsatzdauer verlängert werde, müssten die Soldaten und ihre Familien einen unannehmbaren Preis zahlen.
Der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses im Senat, Carl Levin, sagte, wieder einmal müssten die Soldaten für die Fehler dieser Regierung gerade stehen. Dies geht auf Kosten der tapferen Männer und Frauen, die sich ohnehin schon in Gefahr begäben. Selbst der republikanische Abgeordnete Charles Hagel warnte vor drastischen und dauerhaften Folgen für die Armee: Die Möglichkeit, auf irgendeine andere Krise in der Welt zu reagieren, gerate durch das derzeitige Einsatztempo in Gefahr. Wir sind auf einem sehr gefährlichen Weg.
Gates warnte unterdessen den demokratisch dominierten Kongress davor, den anstehenden Wehretat mit einer Abzugsklausel zu verbinden und damit die Finanzierung der Truppen zu gefährden. Bush hatte deutlich gemacht, dass er keinen Wehretat unterzeichnen werde, der mit einem obligatorischen Termin für einen Abzug der US-Kampftruppen verknüpft sei. Bei einem ungelösten Konflikt zwischen Kongress und Weißem Haus drohten den US-Streitkräften ernsthafte Finanzierungsprobleme, meinte Gates am Mittwoch. Ein Rückzug der US-Truppen, der von den US-Demokraten vehement für 2008 gefordert wird, sei ausschließlich abhängig von der Lage im Land, betonte Gates.