Der 45-jährige Mann hat bereits mehrere Jahre Haft hinter sich, weil er zur Bestreitung seines Lebensunterhalts mit gefälschten Papieren um Kredite angesucht und diese nie zurück bezahlt hatte. Dasselbe wurde ihm nun wieder vorgeworfen, wobei er sich gleich zu Beginn in Betrugsabsicht einen neuen Familiennamen gekauft haben soll. Inkriminierte Schadenssumme: 617.000 Euro.
Der Angeklagte gab sich in der Verhandlung als seriöser Vermögensberater mit Geschäftsverbindungen nach Moldawien und in die Ukraine. 5.000 Euro monatlich habe er verdient. In Moldawien – einem der ärmsten Länder Europas – will er für ein großes Versicherungsunternehmen als Landesleiter tätig gewesen sein und Pensionsvorsorgeversicherungen verkauft haben. Schriftlich belegen konnte er seine Behauptungen nicht, weil ich festgenommen worden bin und kein Unterlagen bei mir gehabt habe.
In Wahrheit dürfte der Mittvierziger wenige Monaten, nachdem er aus dem Gefängnis vorzeitig bedingt entlassen worden war, neuerlich im großen Stil mehrere Banken abgezockt haben. Zuerst legte er sich eine neue Identität zu und beschaffte sich im eigenen Namen Darlehen. Dann fand er Mittäter, denen er zunächst ebenfalls eine Namensänderung nahe legte. Einer von ihnen heißt seither Richard Gere.
Anschließend stattete der 45-Jährige seine Komplizen mit falschen Lohnbestätigungen aus und begleitete sie zu den Banken, wo ihnen in aller Regel Kredite gewährt wurden. Von den ausbezahlten Summen behielt sich der Hochstapler, der sich teilweise sogar als Richter ausgegeben haben soll, den Großteil ein.
Für Staatsanwältin Beatrix Winkler steht fest, dass der Mann auf diese Art und Weise seit 2004 seinen Lebensunterhalt bestritten hat. Beharrlich blieb dieser jedoch dabei, mit dem ausgeliehenen Geld, das er selbstverständlich zurückbezahlen habe wollen (Vielleicht sehen Sie einen Fantasten in mir, das ist schon möglich!), in Osteuropa Geschäftsbeziehungen aufgebaut und Investitionen getätigt zu haben. Seine Mitarbeiter hätten jedoch nicht ordentlich gearbeitet, während er sich bemüht habe, Moldawien und die Ukraine hochzuarbeiten.
Die sind dort gesessen und haben nichts gemacht. Die haben auf meinen teuren PCs Computerspiele gespielt! Diese Exzesse seines Personals hätten seine Bestrebungen torpediert, jammerte der 45-Jährige.
Etwas Schlagseite bekam diese Verantwortung, als ein beschäftigungsloser, mehrfach vorbestrafter Schulabbrecher zu Wort kam, den der 45-Jährige auf gut Glück auf einem Parkplatz vor einem riesigen Einkaufszentrum am Stadtrand von Wien angesprochen hatte, ob er nicht Geld brauche. Der 40-Jährige war tatsächlich blank, so dass er gern die Dienste des vorgeblichen Kreditvermittlers in Anspruch nahm.
Er hat gesagt, er ist Richter. Er hat gesagt, da kann nix schief gehen. Er hat gesagt, dass ich nix zurück zahlen muss, dass er sich drum kümmert, berichtete der äußerst schlicht wirkende Mann dem Gericht.
Tatsächlich gelangte er mit Hilfe des mutmaßlichen Großbetrügers in den Besitz eines Darlehens in der Höhe von 37.000 Euro. Behalten durfte er sich 3.000 Euro, den Rest steckte der vermeintliche Helfer ein, wobei er 17.000 Euro für Schreibarbeiten in Rechnung stellte.
Auf ähnliche Weise soll der Angeklagte einem Unterstandslosen am Westbahnhof einen Kredit versprochen, beschafft und am Ende praktisch zur Gänze selbst verbraucht haben.
Zur Ladung zahlreicher Zeugen wurde die Verhandlung vertagt. Dem 45-Jährigen drohen bis zu zehn Jahre Haft.