Polens Vorschlag, die Stimmen der Einzelstaaten mit der Quadratwurzel der Bevölkerungszahl zu gewichten, müsse nicht zu einem Patt in den Verhandlungen führen, sagte Kaczynski der Bild-Zeitung. Im Moment wollen wir nur, dass eine Debatte über das System der Stimmabgabe zugelassen wird.
Die Tatsache, dass sein Bruder, Staatspräsident Lech Kaczynski, und nicht er selbst zum EU-Gipfel nach Brüssel reise, wolle er als gutes Omen gewertet wissen. Ich wäre nur gefahren, wenn es um ein Veto gegangen wäre. Um zu sagen: Wir stimmen nicht zu.
Polen gehe es in dem Streit um die Stimmengewichtung in der EU vor allem darum, als gleichberechtigter Staat wahrgenommen zu werden, sagte Kaczynski. Einer Missachtung und Isolierung Polens können wir nicht zustimmen. Das wäre Selbstmord. Warschau kämpfe darum, ernst genommen zu werden.
Auch die polnische Außenministerin Anna Fotyga verteidigte in einem Zeitungsinterview noch einmal die Position ihres Landes. Dem Flensburger Tageblatt sagte sie, das von Polen vorgeschlagene Quadratwurzel-Prinzip bei Abstimmungen im EU-Ministerrat garantiere das Gleichgewicht der Mitgliedstaaten.
Polen hatte zuvor angedroht, den am Donnerstag beginnenden EU- Gipfel notfalls per Veto scheitern lassen, wenn die anderen EU- Staaten nicht eine Änderung des Stimmgewichts akzeptieren. Bisher hat nur Tschechien dafür Sympathie erkennen lassen.