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Pensionistin soll Polizisten geschlagen haben

APA
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Ungewöhnlicher Prozess im Wiener Straflandesgericht: Eine pensionierte Diplomkauffrau musste sich am Donnerstag wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung verantworten.

Sie soll am 26. März 2006 wenige Meter vor ihrer Wohnung im noblen Döbling zwei Polizisten an einer Amtshandlung zu hindern versucht haben, indem sie auf diese einschlug. „Das stimmt ganz sicher nicht! Ich bin klein, 50 Kilo, 67 Jahre alt! Die Polizisten sind jung und kräftig“, wies die Akademikerin die Anschuldigungen zurück.

Fest steht, dass die Frau damals mit ihrem Skiclub von einem Ausflugswochenende zurückgekehrt war und, nachdem sie bei einer U-Bahnstation den Gemeinschaftsbus verlassen hatte, mit ihrem in einer Tiefgarage geparkten Auto heimwärts fuhr. Wie später festgestellt wurde, war schon bei Fahrtantritt der rechte Hinterreifen geplatzt, auf einem weiteren war überhaupt kein Gummi mehr vorhanden. „Sie sind praktisch auf der Felge von der UNO-City in den 19. Bezirk gefahren!“, bemerkte Richterin Daniela Setz-Hummel.

Die Pensionistin erwiderte beschwörend, das nicht bemerkt zu haben. Kurz vor ihrer Wohnung habe sie jedoch beim Abbiegen die Herrschaft über das Fahrzeug verloren. Die Frau touchierte sieben geparkte PKW und krachte mit voller Wucht in einen achten. Die Polizei, die rasch zur Stelle war, nahm Alkoholgeruch wahr, was die Lenkerin vor Gericht jedoch entkräftete: Sie habe tagsüber gerade ein Mal zwei Achtel Wein getrunken.

Den Alkotest habe sie damals nicht wegen eines „schlechten Gewissens“ verweigert, betonte sie: „Die haben mich fünf Mal in ein Vortestgerät blasen lassen! Das hat nicht funktioniert. Irgendwann war’s mir dann unangenehm, da hineinzublasen. Es war mir peinlich. Ich hab’ mich geschämt. Da hab’ ich gesagt: ’Jetzt reicht’s!’ Das muss ja nicht sein.“

Die Beamten nahmen ihr darauf hin den Führerschein ab. Da sei „die Anspannung in mir“ so groß geworden, „dass ich plötzlich mit den Nerven fertig war. Es mag schon sein, dass ich hysterisch geschrien und herumgefuchtelt habe. Aber ich hab’ nicht auf die Polizei eingeschlagen! Ich hab sie physisch nicht berührt!“

Laut Anklage sollen die Gesetzeshüter an beiden Händen „Kratz- und Schürfwunden“ erlitten haben, was der Gesetzgeber als schwere Körperverletzung einstuft, da Polizeibeamte einen privilegierten Opferstatus genießen. Da musste die 67-Jährige beinahe lachen: „Die haben mich wie Schraubstöcke ergriffen und festgenommen! Ich hab’ mich nur aus der Umklammerung zu drehen versucht!“

Ob das für einen Schuldspruch ausreicht, wird die Richterin erst am 20. September feststellen: Beide Polizisten fehlten urlaubsbedingt, so dass die Verhandlung vertagt werden musste.

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