VN: Erst das Aus für die Südtribüne am Freitag, dann am Sonntag die sportliche Pleite in Mattersburg. Kann der Präsident noch ruhig schlafen?
Gunz: “Was den Stadionausbau betrifft, ganz sicher. Ich stehe voll hinter der Entscheidung der Gemeinde, zumal die Kosten explodiert und nun die Baugründe im Westen angekauft sind. Schon seit jeher die Lieblingsvariante aller. Die Tribüne Süd wäre immer nur eine Teillösung geblieben. Im Westen eröffnen sich uns neue Möglichkeiten.”
VN: Das Problem ist wohl der Zeitdruck durch die Bundesliga?
Gunz: “Ich habe die letzten Tage zwei Mal mit BL-Vorstand Pangl telefoniert. Ich weiß, dass uns die Liga keine Steine in die Wege legen wird. Aber eines muss uns klar sein. Ende Februar geht es um die Lizenz – und dann müssen wir optisch etwas präsentieren können. Erneut nur einen Plan wird die Kommission nicht dulden, das hatten wir bereits. Dann gibt es keine Lizenz mehr.”
VN: Konkret heißt das?
Gunz: “Laut Bürgermeister gibt es eine Verzögerung von drei Monaten, bedingt durch die Erstellung neuer Pläne und neuer Kostenberechnungen. Wenn diese auf dem Tisch liegen, muss gehandelt werden. Der Verein ist finanziell gesehen im Verbund mit dem Land und der Gemeinde das kleinste Rad. Kommt die Tribüne nicht, müssen wir im Winter die Mannschaft verkaufen und für die RedZac Erste Liga planen. Oder anders ausgedrückt: Die Liga wird uns den Hahn abdrehen.”
VN: Sie erwarten sich also Hilfe vor allem von Seiten des Landes?
Gunz: “Als wir einer Drittellösung zustimmten, ernteten wir bei den Politikern Lob. Damit sind wir vom Verein aber an die Grenzen gegangen. Und der Bau im Westen wird sicher nicht billiger.”
VN: Kritiker könnten sagen: In Altach entsteht das Landesstadion?
Gunz: “Diese Pläne sind doch in der Schublade. Es hat geheißen, ohne FC Vorarlberg wäre ein solches sinnlos. In der Frage hat es sich gezeigt, wie wichtig die von LR Siegi Stemer durchgeführte Machbarkeitsstudie war. Er ist das Thema sehr seriös angegangen. Dass die Zeit noch nicht reif ist, ist eine andere Sache. Unsere Gesprächsbasis mit ihm ist gut, und ich gehe davon aus, dass es so bleibt.”
Heißt also, es zahlt sich aus, in Altach zu investieren?
Gunz: “Drehen wir es um. Seit dem Bundesligaaufstieg ist die Firma SCR Altach zweitgrößter Steuerzahler der Gemeinde. Erstmals in unserer 79-jährigen Vereinsgeschichte zahlen wir mehr an Steuern als wir an Förderung erhalten. Allein an Kommunalsteuern überweisen wir 60.000 Euro an die Gemeinde, 40.000 Euro beziehen wir im Gegenzug an Sportförderung. Der Betrag an direkten Steuern – Sozialversicherung, Lohnsummen- und Kommunalsteuer – hat die Millionengrenze überschritten. Zuletzt zahlten wir 1,288 Millionen Euro. Da sind aber Gastronomie, Nächtigungen und Zulieferungen noch gar nicht enthalten. An Spitzensportförderung von Land und Gemeinde fließen 300.000 Euro in die Vereinskasse.”
VN: Finanziell bleibt die Bundesliga für Altach eine Gratwanderung?
Gunz: “Wir wollen Spitzenfußball über die Landesgrenze hinaus, im wirtschaftlichen Einklang.”
VN: Doch der Trainer fordert angesichts der Verletzungsmisere neue Spieler.
Gunz: “Die Situation ist aus seiner Sicht schlecht, aber wir werden nicht aus der Emotion heraus ein Budget aufstocken. Die nächste Chance wäre im Winter, es sei denn, es gibt neue Sponsoren oder private Gönner.”
VN: Wie zufrieden sind Sie bislang mit der Arbeit des Trainers?
Gunz: “Im Fußball wird jeder Trainer nur an Punkten gemessen. Er ist sehr ehrgeizig, in der Beurteilung von Spielern sehr ähnlich seinem Vorgänger, aber der Umgang mit ihm ist viel einfacher.”
VN: Gerade an Punkten fehlt es derzeit…
Gunz: “Nicht mehr und nicht weniger als nach fünf Runden im Vorjahr. Eine erste Bilanz gibt es nach neun Spieltagen. In Altach ist die Erwartungshaltung aber eine andere als bei den Großklubs. Ich denke an Ried, Mattersburg, Mainz oder Freiburg – dort haben Trainer Zeit. Es braucht nur das Glück, den richtigen zu finden.”