Der Verdächtige, ein 19-jähriger Deutscher, weigere sich nunmehr, mit den Ermittlern zu sprechen, sagte eine Polizeisprecherin. Der Verdacht auf Kannibalismus sei ihren Angaben zufolge nach wie vor aufrecht.
Letzten Informationen zufolge hatte der mutmaßliche Täter die Putzfrau, die den Mord in der im Tiefparterre des Hauses gelegene Wohnung als erste entdeckt hatte, von sich aus auf die Bluttat aufmerksam gemacht. Der Mann selbst hat sie über die Bluttat informiert, sagte eine Sprecherin. Dann habe er auf die Polizei gewartet und sich widerstandslos festnehmen lassen.
Verdächtiger seit halbem Jahr in Notschlafstelle
Der mutmaßliche Mörder des 49-jährigen Obdachlosen hat seit etwa einem halben Jahr in der Notschlafstelle gewohnt, sagte der Betreiber der Einrichtung, Werner Opat, am Dienstag zur APA. Die Wohnung biete Platz für zwei Personen, die regelmäßig von Sozialarbeitern aufgesucht würden. Das Geschehen sei nicht absehbar gewesen, so Opat. Wenn wir das in irgendeiner Form gesehen hätten, hätten wir die Person früher absentiert.
Die Notschlafstelle biete eine möglichst niedrigschwellige Anlaufstelle für psychisch kranke Menschen, die aus allen anderen Formen der Betreuung herausgefallen seien, so Opat, der als selbstständiger Sozialarbeiter tätig ist. Dabei handle es sich um Personen, die beispielsweise Schwierigkeiten hätten, die nötigen vereinbarten Termine mit einer normalen Betreuungseinrichtung einzuhalten.
Die Notschlafstelle sei als kurzfristige Hilfestellung gedacht, bevor die Klienten entweder in eine normale Wohnung oder in eine betreute Einrichtung übersiedeln könnten. So sei etwa für das 49-jährige Opfer, das erst am 1. Juni einzog, bereits der Umzug in eine betreute Wohnung vorbereitet gewesen.
Die Klienten würden regelmäßig von Sozialarbeitern in der Wohnung aufgesucht, schilderte Opat. Mindestens einmal die Woche komme eine ausgebildete Kraft vorbei, darüber hinaus würden je nach persönlichen Notwendigkeiten auch weitere Termine ausgemacht, etwa für die erneute Eingliederung in eine Betreuungseinrichtung.
Die Sozialarbeiter seien darauf geschult, auch ein abweichendes Verhalten abschätzen zu können. Bei dem mutmaßlichen Täter habe aber nichts auf die spätere Tat hingedeutet: Wie bei jedem psychisch Kranken geht man ja nicht von vorneherein davon aus, dass eine Selbst- und Fremdgefährdung vorliegt. Diese ist ja normalerweise von Polizei und Amtsarzt festzustellen, sagte Opat.
In der Notschlafstelle, die sich speziell an psychisch Kranke richtet, werde zunächst versucht, die Personen mit einem Dach über dem Kopf und auch Medikamenten zu versorgen. Ziel sei eine Stabilisierung des Klienten. Opat, der Diplomierter Sozialarbeiter ist, betreut mit mehreren Mitarbeitern nach eigenen Angaben rund 100 Personen. Die Notschlafstelle sei die einzige, die er betreibe, ansonsten konzentriere er sich auf Streetwork.