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Weltweite Terroranschläge werden im Nordwesten Pakistans geplant

Die schroffen Gebirge im Nordwesten Pakistans bieten wilden paschtunischen Stammeskriegern seit Hunderten von Jahren Schutz vor in- und ausländischen Eroberern.

Heute ist die unzugängliche Region im Grenzgebiet zu Afghanistan nach Einschätzung von Experten das neue Hauptquartier des internationalen Terrorismus. Paschtunische Stämme beherrschen die Berggegend und boten 2001 den Taliban und Al-Kaida-Kämpfern Zuflucht, die sich vor den in Afghanistan anrückenden US-Truppen in Sicherheit brachten. Auch Osama bin Laden, Kopf von Al-Kaida und sechs Jahre nach den Anschlägen von New York immer noch auf freiem Fuß, soll sich möglicherweise hier aufhalten.

„Die Stammesregionen sind zum globalen Hauptquartier der von El Kaida geführten Terrorbewegung geworden“, sagt der in Singapur ansässige Terrorismus-Experte Rohan Gunaratna. „Es ist ein wichtiger Ort für das Üben, Planen und Vorbereiten von Angriffen auf westliche Ziele“, fügt der Forscher am Institut für Strategie- und Verteidigungsstudien in Singapur hinzu. Diese Rolle des Gebietes sei auch historisch bedingt: Schon immer hätten die dortigen Krieger ausländischen Mächten die Stirn geboten.

Auch Pakistan, zu dessen Staatsgebiet die Regionen südwestlich des Khyber-Passes gehören, kann seine staatliche Autorität in den bergigen Schlupfwinkeln Waziristans nicht durchsetzen. Während die Spurensuche nach verübten oder vereitelten Anschlägen wie in London 2005 oder gegen US-Ziele vor einer Woche in Deutschland immer wieder nach Pakistan führt, werden Zweifel lauter, ob die Militärregierung unter General Pervez Musharraf willens und in der Lage sei, die Kontrolle über diese Gebiete zu übernehmen. Experte Gunaratna versichert, Musharraf habe 80.000 Soldaten in die Region entsandt. Der Erfolg jedoch bleibt bisher aus. Fast täglich sind pakistanische Soldaten Ziel von Anschlägen im Nordwesten.

Und so verstummen auch diejenigen Stimmen nicht, die Bin Laden in der Region vermuten. Sein letzter bekannter Aufenthaltsort waren die afghanischen Berghöhlen von Tora Bora Ende 2001. Seither erscheint er nur auf Videobändern – die jüngsten Aufnahmen wurden kurz vor dem Jahrestag der Anschläge vom 11. September veröffentlicht und zeigen einen verjüngten Bin Laden; Hinweise auf nur kurz zurückliegende Ereignisse sollen beweisen, dass er am Leben ist. Die islamistischen Kämpfer im Nordwesten wüssten nicht, wo der Al-Kaida-Gründer sei, sagt ein Kämpfer, der nicht genannt werden will. „Aber sein eigener Sohn, der junge Hamsa, ist hier, und er ist unter Freunden.“

Pakistans Militärmachthaber Musharraf gerät angesichts dieser Berichte unter Druck. Kürzlich räumte er ein, Al-Kaida sei in der nordpakistanischen Stadt Mir Ali vertreten. Aber die pakistanische Armee könne deshalb nicht einfach eine 20.000-Einwohner-Stadt bombardieren. Doch die Dreistigkeit, mit der Bin Laden und seine Leute der Supermacht USA die Stirn bieten, könnte politisch einen hohen Preis kosten. „Al-Kaida wird von jungen Muslimen als Kampftruppe gegen die USA und westliche Mächte im Irak und in Afghanistan wahrgenommen“, sagt ein pakistanischer Sicherheitsvertreter, der nicht genannt werden möchte. „Diese Herausforderung treibt ihnen mehr Freiwillige in die Arme.“

Es gebe keine Beweise dafür, dass Bin Laden sich im Nordwesten Pakistans aufhalte, fügt dieser Sicherheitsvertreter hinzu. Aber er räumt ein, dass Bin Ladens ägyptisches Alter Ego Aiman al-Zawahiri und andere Kommandanten von Al-Kaida „oft in unser Gebiet kommen“. Kein Wunder, dass die USA ungeduldig werden. Ein Sprecher des Weißen Hauses sagte im Juli, Washington behalte sich eigenmächtiges Eingreifen in Pakistan vor. Und selbst der demokratische Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur, Barack Obama, sagte, er wäre bereit, Angriffe auf die Stammesgebiete anzuordnen.

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