Vor 30 Jahren übersiedelte der Wiener Altwarenflohmarkt vom zu klein gewordenen Standort Am Hof auf das Gelände am Naschmarkt. 220 Altwarenhändler und 150 Private bieten seither jeden Samstag ihre vielfältigen Waren zum Kauf an. Das Altwarenhandelsgremium in der Wiener Wirtschaftskammer nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, am kommenden Samstag, den 22. September, zu einem Jubiläumsfest zu laden.
An die 15.000 Besucher stöbern, feilschen und gustieren laut Herbert Hallwirth, dem Obmann des Altwarenhandels, wöchentlich im Schatten von Otto Wagners Jugendstilhäusern. Darunter seien einerseits Profis, etwa oberitalienische Altwarenhändler oder Händler aus dem Osten, die teilweise das zurückkaufen würden, was vor Jahren aus ihren Ländern nach Österreich gekommen sei. Zum anderen aber kämen Touristen, die das bunte Treiben anziehe.
Das Angebot des Flohmarkts reicht von Kristallgläsern, Spitzendecken, Büchern und Schallplatten bis zu rostigen Badewannenarmaturen, Second-Hand-Bekleidung und historischen Möbeln. Bei der Veranstaltung sind nach Hallwirths Angaben zwei Typen von Händlern anzutreffen: Die Spezialhändler für Sammler und Allroundhändler, die ganze Verlassenschaften offerieren. Auf einen Händler-Fixplatz muss man derzeit bis zu zwei Jahren warten.
Derzeit gibt es in Wien etwa 700 konzessionierte Altwarenhändler, 350 davon leben vom Altwarenhandel. Das Geschäft konzentriert sich heute auf Messen und Märkte sowie auf Spezialgeschäfte, etwa mit Bildern, Lampen und Second-Hand-Waren. Auch das Internet wird als Umschlagplatz immer beliebter.
Der Markthandel mit gebrauchten Kleidungsstücken und diversen Gebrauchsgegenständen hat in Wien eine lange Tradition. Bereits 1404 fand ein Tandelmarkt auf der Brandstätte – gegenüber dem Riesentor von St. Stephan – statt. Im Jahr 1862 schlossen sich etwa 200 Trödler zusammen und erwarben ein Grundstück am ehemaligen Roßauer Glacis. Der Architekt Emil von Förster errichtete für die Trödler einen eingeschoßigen Hallenbau mit Rundbogen nach der Art orientalischer Basars für 200 Läden. Dieser Tandelmarkt bestand bis 1944, als er durch Bombentreffer schwere Schäden nahm. Nach Kriegsende abgerissen, steht seit 1957 an dieser Stelle die Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter.