Friedmann wurde freigesprochen
Dem umstrittenen 35-Jährigen, der der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) zufolge kein anerkannter Rabbiner, sondern ein Selbstdarsteller sein soll, war von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen worden, dem Wiener Rennverein bei der Ausrichtung der Bar Mitzwa-Feier für seinen ältesten Sohn im Palais Pallavicini knapp 7.000 Euro schuldig geblieben zu sein.
Ein typischer Fall für einen Freispruch im Zweifel, erkannte Richter Daniela Setz-Hummel am Ende des Verfahrens. Friedman sei nicht nachzuweisen, dass er vor der Feier den Vorsatz hatte, diese nicht oder nur teilweise zu bezahlen. Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter war mit dieser Entscheidung einverstanden.
Der in New York geborene Friedman hatte sich im April 2005 an den Wiener Rennverein gewandt, um in standesgemäßem Ambiente die Religionsmündigkeit seines 13-jährigen Sohnes feiern zu können. Von 250 Gästen war zunächst die Rede. Er habe allerdings von Anfang an klar gestellt, dass er das Essen selbst organisieren werde, betonte der Beschuldigte. Die Miete für die Räumlichkeiten habe er vorab bezahlt.
Nach der Feier, an der letztlich rund 70 Personen teilgenommen haben sollen, wurden Friedman zunächst 6.600 Euro für Getränke und Gedecke und 2.900 Euro für Personalkosten in Rechnung gestellt. Diese Aufstellung erschien ihm extrem hoch, das Ganze sei provoziert, legte er im Straflandesgericht dar. Er habe beispielsweise mit niemandem über die Gage für die Kellner verhandelt. Er habe sich daher entschlossen, die Rechnung nicht zu begleichen.
Monate später wurde von unbekannten Unterstützern Friedmans ein Teil der offenen Summe aus Italien überwiesen. Den verbleibenden Rest klagte der Rennverein beim Bezirksgericht Leopoldstadt ein.
Dort gehöre der Fall in Wahrheit auch weiter behandelt, befand nun das Strafgericht. Im Grauen Haus dürfte Friedman dessen ungeachtet weiter für Beschäftigung sorgen: Die IKG hat Ende August zwei Strafanzeigen gegen ihn eingebracht, weil er seit langem das Schulgeld für seine Kinder sowie Mieten schuldig bleiben sein soll. Die Schadenssumme belaufe sich auf weit über 100.000 Euro, so der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, am Montag.
Friedman, nach wie vor US-Staatsbürger, hatte sich auch im Straflandesgericht als Oberrabbiner deklariert, wofür er jedoch noch kein Geld erhalte, wie er einräumen musste. Offiziell pflegt er als Vertreter der Antizionistischen Orthodoxen Jüdischen Gemeinde Wiens aufzutreten. Seinen Lebensunterhalt bestreitet der siebenfache Familienvater eigenen Angaben zufolge zum Großteil mit 1.400 Euro Sozialhilfe.