Ins Visier der Ermittler des Wiener Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) war er geraten, nachdem der sehr verwirrt wirkende Erstverdächtige ihn als Auftraggeber des Anschlags genannt hatte. Das teilte der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Erik Buxbauk, am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit.
Zu den Fakten: Gegen 11.30 Uhr war der 42-jährige bosnische Pensionist Asim C., der in Tulln lebt, mit einem Rucksack in die US-Botschaft in der Boltzmanngasse am Alsergrund gekommen und hatte verlangt, den Sicherheitschef zu sprechen. Er durchlief das obligate Sicherheitsprocedere und wurde im Zuge dessen gebeten, den Rucksack durchleuchten zu lassen Der Scanner hat angeschlagen, schilderte Buxbaum die Ereignisse in derBotschaft.
Asim C. riss den Rucksack an sich und flüchtete über die Boltzmanngasse, überquerte die Alserbachstraße und lief in die Pfluggasse. Dort entledigte er sich seines Rucksacks und versuchte, in die Nußdorfer Straße zu entkommen. Doch die unterdessen vom Botschaftspersonal alarmierten Polizeikräfte nahmen ihn dort fest. Der Entschärfungsdienst untersuchte den Rucksack und fand darin zwei Handgranaten, deren Zündungen herausgeschraubt waren, Zündmittel und Sprengstoff. Ob und wie diese Mischung zur Detonation gebracht hätte werden können bzw. woher diese Mittel stammen, untersuchte auch am Dienstag noch die Kriminaltechnik.
Asim C. wurde unterdessen einvernommen. Er zeigte sich verwirrt und befand sich in der Vergangenheit auch zumindest zeitweise in psychiatrischer Behandlung, sagte Buxbaum. Er sagte aber den Beamten, er sei von einem zweiten Mann, dem 34-jährigen Mehmed D., wie er selbst aus Bosnien und in Tulln lebend, zu der Tat aufgefordert worden. Dieser habe ihm den Rucksack übergeben. Noch in den frühen Abendstunden wurde der 34-Jährige an seiner Wohnadresse unter Mithilfe der Anti-Terroeinheit Cobra widerstandslos festgenommen.
Die Ermittler durchsuchten auch beide Wohnungen: Bei Asim C. fanden sie rund ein halbes Kilogramm Plastiksprengstoff, bei Mehmed D. nichts in dieser Richtung. Bei dem Sprengstoff handelt es sich um ein Fabrikat, wie es auch beim Krieg im ehemaligen Jugoslawien verwendet wurde. Es wurde aber bei beiden mehrere CDs und Schriftstücke beschlagnahmt. Deren Auswertung werde ebenso noch längere Zeit in Anspruch nehmen wie jene des bei C. sichergestellten Buches.
Mehmed D., ein Arbeiter, der ebenso wie Asim C. mit seiner Familie in Tulln lebt, bestritt jeden Zusammenhang mit dem versuchten Anschlag. Laut Polizei sei er schon einmal im Zuge einer kriminalpolizeilich-technischen Maßnahme aktenkundig geworden. Nicht als Verdächtiger, wie es hieß. Asim C. war jedenfalls in der US-Botschaft kein Unbekannter. Er hatte schon einmal telefonisch Kontakt mit den US-Vertretungsbehörden aufgenommen. Ob die beiden Verdächtigen miteinander in Zusammenhang stehen und, wenn ja, wie, sei derzeit Gegenstand von Ermittlungen.
Die Polizei erstattete bereits eine erste Anzeige. Der Verdacht gehe in Richtung vorsätzliche Gefährdung durch Sprengmittel und Vorbereitung eines Verbrechens durch Sprengmittel, sagte Buxbaum.