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Zunehmende Gewalt gegen Kinder in Afghanistan

Kinder in Afghanistan werden laut dem UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) immer häufiger Opfer von Gewalt. Durch Selbstmordanschläge auf die Koalitionstruppen oder durch Sprengfallen würden immer wieder viele Kinder getötet oder schwer verletzt.

Weiter sei die Gefahr durch Landminen aus dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg für Kinder enorm groß. Hinzu komme die schlechte medizinische Versorgung außerhalb der Städte: Die Folge sei, dass trotz internationaler Hilfe in Afghanistan jeden Tag rund 900 Kinder unter fünf Jahren und 60 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt stürben.

Zivilisten, darunter viele Kinder, gerieten zudem immer häufiger zwischen die Fronten, wenn die NATO-geführten Truppen gegen Aufständische vorgingen. Während Taliban-Kämpfer Zivilisten als menschliche Schutzschilde einsetzten, führten auch Luftangriffe der Koalitionstruppen zu vielen zivilen Opfern.

Besonders drastisch seien Berichte, dass Extremisten Kinder und Jugendliche zu Selbstmordanschlägen angestiftet haben sollen, heißt es in dem UNICEF-Bericht. Ein sechsjähriger Bub aus der Provinz Ghazni habe berichtet, er sei dazu aufgefordert worden, eine Sprengstoffweste zu tragen. Diese würde Blumen verstreuen, wenn er den Auslöser drücke. Einem 15-Jährigen aus der Stadt Gardes sei das Paradies versprochen worden, wenn er einen Fremden töte.

Dem Bericht zufolge kommt es zudem beinahe wöchentlich zu Attacken auf Schulen. Seit 2004 wurden demnach über 440 Angriffe registriert, davon 44 heuer. Vor allem Mädchenschulen und sogar einzelne Schülerinnen würden angegriffen. Zwischen 2002 und 2006 seien nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg in Afghanistan mit Hilfe von UNICEF fast fünf Millionen Kinder in die Schule gebracht worden. Aus Angst vor Überfällen behielten jetzt wieder viele Eltern ihre Kinder zu Hause. UNICEF schätzt, dass gegenwärtig zwei Millionen Kinder in Afghanistan nicht zur Schule gehen. 1,3 Millionen davon seien Mädchen.

Der Bericht wurde von dem ehemaligen BBC-Korrespondenten Martin Bell verfasst, der als unabhängiger Abgeordneter im britischen Parlament sitzt und für UNICEF im Sommer Hilfsprojekte in Afghanistan besuchte.

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