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Madrid: 21 Schuld- und sieben Freisprüche

©APA
Im Prozess um die Anschläge von Madrid hat der spanischen Nationale Gerichtshof am Mittwoch 21 der insgesamt 28 Angeklagten schuldig gesprochen. Die übrigen sieben Beschuldigten wurden freigesprochen.

Einer der Hauptangeklagten, der Marokkaner Jamal Zougam, wurde zu mehr als 40.000 Jahren Haft verurteilt. Allerdings darf nach spanischem Recht niemand länger als 40 Jahre im Gefängnis bleiben. Freigesprochen wurde dagegen unter anderem der als „Mohammed der Ägypter“ bekannte Rabei Osman Sayed Ahmed, der wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Italien in Haft sitzt.

Bei den Anschlägen auf vier Vorortzüge im morgendlichen Berufsverkehr waren am 11. März 2004 191 Menschen getötet worden, mehr als 1.800 wurden verletzt. Die Tat wird der islamistischen Extremistengruppe Al-Kaida zugeschrieben.


Vorberichte:
Ein großes Sicherheitsaufgebot ist am Mittwoch in der Früh in Madrid in Stellung gegangen, wo ein Gericht am Vormittag die Urteile gegen die Urheber der Bombenanschläge vom 11. März 2004 verkünden wollte. Dutzende bewaffnete Polizisten mit kugelsicheren Westen und Hunden patrouillierten vor dem Gerichtsgebäude in der spanischen Hauptstadt.

Bei dem bisher schwersten Terroranschlag in Spanien waren vor dreieinhalb Jahren 191 Menschen getötet worden, 1.841 weitere wurden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich das Terrornetzwerk Al-Kaida.

In dem Mammut-Prozess gegen 28 Angeklagte wurden rund 300 Zeugen und 60 Fachleute befragt. Die Staatsanwaltschaft forderte ein Strafmaß in der Rekordhöhe von insgesamt 311.865 Jahren Gefängnis.

Urteilsverkündung begann mit Verspätung
Die Urteilsverkündung des Nationalen Gerichtshofs in Madrid begann mit Verspätung, da es im Verhandlungssaal nicht genügend Platz für Angehörige der Opfer der Terroranschläge vom 11. März 2004 gab. Der Vorsitzende Richter Javier Gomez Bermudez würdigte bei der Verlesung zunächst im Detail die Beweismittel.

Sieben der mutmaßlichen islamistischen Haupttäter hatten sich drei Wochen nach den Anschlägen selbst das Leben genommen, als sie von der Polizei umstellt waren.

ETA hatte mit Attentaten nichts zu tun
Die Richter schlossen eine Verwicklung der baskischen Untergrundorganisation ETA in die Attentate vom 11. März 2004 aus. Die Bombenanschläge vor dreieinhalb Jahren auf die vier Madrider Pendlerzüge wurden von einer islamistischen Terrorzelle verübt, wie aus der Urteilsverkündung des spanischen Nationalen Gerichtshofs hervorging.

Für einen Zusammenhang mit der ETA gebe es nicht den geringsten Anhaltspunkt, sagte der Vorsitzende Richter Javier Gomez Bermudez. Die damalige konservative Regierung in Spanien hatte nach den Anschlägen zunächst die ETA für das Blutbad verantwortlich gemacht. Kurz darauf wurden die Konservativen bei der Parlamentswahl geschlagen und von den Sozialisten an der Macht abgelöst.

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