90 Tote bei verheerenden Anschlag in Afghanistan
Unter den Toten sind der ehemalige Handelsminister und führende Oppositionspolitiker Mustafa Kazimi. Der Ausschuss besuchte gerade eine Zuckerfabrik in der Provinz Baghlan, als der Selbstmordattentäter seinen Sprengsatz zündete. Unter den Opfern waren offenbar auch Kinder und Leibwächter der Parlamentarier. Die stellvertretende Agrarministerin Shukria Baraksai wurde verletzt. Die Wirkung der Bombe war umso verheerender, als sich zum Empfang der Politiker viele Einwohner eingefunden hatten. Präsident Hamid Karzai verurteilte den Anschlag, zu dem sich zunächst niemand bekannte. Ein Taliban-Sprecher wies die Verantwortung für den Anschlag zurück.
Der örtliche Geheimdienstchef Abdurrahman Sayedkhail sprach von so vielen Toten, dass genaue Zahlenangaben nicht möglich seien. Nach Angaben des Abgeordneten Daud Sultanazay liegt die Fabrik in der Nähe der Ortschaft Pil-i-Khumri, etwa 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul.
Laut einem Vertreter des Gesundheitsministeriums wurden die Opfer in mehrere Krankenhäuser der Provinz gebracht. Aus Kabul wurde ein Hubschrauber zur weiteren Bergung von Opfern entsandt. Auch die Internationale Schutztruppe ISAF beteiligte sich an der Notfallversorgung der Verletzten.
Bei einem NATO-Luftangriff wurden unterdessen in Nordwest-Afghanistan Dutzende Taliban getötet. Unter den Toten sei auch ein ranghoher Kommandant der Islamisten, teilte das Verteidigungsministerium mit. Der Angriff am Montagabend habe Taliban-Stellungen in der Provinz Badghis im Nordwesten des Landes gegolten. Sprecher des Ministeriums und der ISAF-Schutztruppe wiesen Berichte über den Tod von Zivilisten zurück. Nach Darstellung der Taliban kamen bei dem Luftangriff zwei Kämpfer ums Leben. Zehn weitere seien verwundet worden.
Baghlan gehört zum Regionalkommando Nord der ISAF. Deutschland führt das Regionalkommando. In Baghlan betreibt Ungarn ein militärisch-ziviles Wiederaufbauteam der ISAF.
In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Selbstmordanschläge in Afghanistan vervielfacht, allein in diesem Jahr waren es bereits mehr als 120. Für die meisten werden Rebellen des Ende 2001 gestürzten Taliban-Regimes und Verbündete von Al Kaida verantwortlich gemacht.