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Sarkozy: Krawalle „keine Gesellschaftskrise“

Die jüngsten Straßenschlachten in Pariser Vorstädten sind nach Ansicht des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy keine Folge sozialer Probleme.

„Was in Villiers-le-Bel passiert ist, hat nichts mit einer Gesellschaftskrise zu tun, sondern nur mit einer Herrschaft der Gauner“, sagte Sarkozy am Donnerstag bei einer Grundsatzrede zur inneren Sicherheit vor knapp zweitausend Polizisten im Pariser Geschäftsviertel La Defense. Er weigere sich, „jeden Straftäter als Opfer der Gesellschaft“ anzusehen und „jeden Aufstand als gesellschaftliches Problem“.

Ein ranghoher Polizist, der bei den nächtlichen Ausschreitungen verletzt wurde, habe ein Auge verloren, sagte Sarkozy. „In einer Republik und in einer Demokratie setzt man keine Schusswaffen gegen Einsatzkräfte ein.“ Die Regierung werde alles tun, um die Schützen zu finden. Sie sollten eine Strafe bekommen, die ihren Taten entspreche. Als er vor fünf Jahren Innenminister geworden sei, habe die Regierung eine „entschlossene Politik“ eingeschlagen, „die Früchte getragen hat“, sagte der Präsident. „Aber wir werden noch weiter gehen.“ Sarkozy lobte zugleich die Zurückhaltung der Beamten. Es wäre legitim gewesen, wenn sie das Feuer erwidert hätten, sagte er.

Die Lage in den nördlichen Vorstädten von Paris beruhigte sich angesichts des massiven Polizeiaufgebots weiter: In der Nacht zum Donnerstag war die Lage im Pariser Norden „nahezu normal“, wie die Behörden mitteilten. Jugendliche Krawallmacher hätten aber immer noch einige Dutzend Mülltonnen und Autos in Brand gesteckt. Immerhin hätten keine Häuser gebrannt, und es seien keine Polizisten verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft von Pontoise hatte am Vortag Ermittlungen wegen versuchten Mordes in zwei Fällen eingeleitet, in denen Unbekannte Polizisten aus Schrotflinten beschossen hatten.

Die Krawalle hatten sich entwickelt, nachdem zwei Jugendliche in Villiers-le-Bel mit ihrem Cross-Motorrad mit einem Polizeiwagen zusammengestoßen und gestorben waren. Laut einem internen Ermittlungsbericht der Polizei, aus dem die Zeitung „Le Figaro“ am Donnerstag zitierte, war das Motorrad mit 70 Kilometern pro Stunde in den Polizeiwagen gerast. Entgegen den Vorwürfen mehrerer Randalierer hätten sich die Beamten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte um die Unfallopfer gekümmert. Auch sei dem Crash keine Verfolgungsjagd vorausgegangen, meldete die Zeitung.

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