Zum Schutz des Eisbärenbabys hat der Zoo das Jungtier am Dienstag von seiner Mutter Vera getrennt. Das mutmaßliche Eisbär-Mädchen wird jetzt per Hand aufgezogen.
Die erste Nacht ohne Mama hat der vermutlich männliche Sprössling gut überstanden, bestätigte Vize-Tiergartenleiter Helmut Mägdefrau am Mittwoch.
Vorerst hatten es die Verantwortlichen abgelehnt, in die Aufzucht einzugreifen. Weil die Mutter das Bärenjunge aber aus der Wurfbox holte und offensichtlich keinen sicheren Platz mehr für das Baby fand, habe man sich zum Einschreiten entschlossen, erklärte Zoo-Direktor Dag Encke.
Zuvor hatte im Zoo bereits das Eisbärenweibchen Vilma ihre beiden Babys aufgefressen. Vermutlich waren die Kleinen krank gewesen, hieß es. Dass der Tiergarten sich bei Vera und ihrem Sprössling nun zum Eingreifen entschlossen habe, begründete Encke damit, dass das Baby eindeutig überlebensfähig sei. Es sei “wohlauf und hervorragend ernährt”. Vermutlich handle es sich um ein männliches Jungtier.
“Man könnte heulen, wenn man sieht, dass die Mutter die Aufzucht bisher ganz perfekt hingekriegt hat und man jetzt aufgeben muss”, sagte der Direktor. Doch die zunehmende Nervosität der Bärenmutter habe die Tiergartenleitung zum Eingreifen bewogen. Nachdem Vera ihren Nachwuchs aus der Bruthöhle herausgeholt und durch ihr Gehege getragen hatte, habe man befürchtet, sie könne dem Kleinen etwas antun oder es vernachlässigen.
Noch kurz vor dem Einschreiten hatten die Verantwortlichen ihre bisherige Haltung gegen Kritik verteidigt. Mägdefrau hatte Forderungen, man hätte bereits die Jungtiere von Vilma retten müssen, als “haltlos” zurückgewiesen. Der Tiergarten habe nach den Richtlinien des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms “absolut richtig gehandelt”.
Im Wiener Tiergarten Schönbrunn hatte im Dezember des Vorjahres Eisbärendame “Olinka” Zwillinge zur Welt gebracht. Im Gegensatz zum Berliner Medienliebling “Knut” werden die beiden aber liebevoll von ihrer 15-jährigen Mama betreut, freute sich damals Vize-Direktor Harald Schwammer.