Weniger hoch als 2006 war aber auch die Aufklärungsquote: Sie fiel von ohnehin nicht berühmten 29,2 auf 28,8 Prozent und ist die niedrigste in Österreich. Ein Umstand, den Landespolizeikommandant Generalmajor Karl Mahrer bei einer Pressekonferenz am Montag damit erklärte, dass Wien eben ein Ballungsraum sei und daher hier besonders viele Massendelikte anfielen, bei denen es kaum Ermittlungsansätze gebe.
Dennoch: Der neue Polizeipräsident Gerhard Pürstl wertete den Rückgang der Fälle als Erfolg, den “sich die Polizei nicht allein auf die Fahnen heften kann”. Genauso wie umgekehrt ein Anstieg der Fälle auch nicht allein auf die Kappe der Exekutive zu rechnen wäre. Er sagte aber auch, dass sich Erfolge in einzelnen Deliktsgruppen sehr wohl auf polizeiliche Maßnahmen zurückführen ließen.
Ein Beispiel dafür könnte die Jugendkriminalität sein. Entgegen dem Bundestrend fiel die Zahl der Delikte, die von Tätern unter 21 Jahren begangen wurden von 17.955 im Jahr 2006 auf 15.098 im vergangenen Jahr (knapp 16 Prozent minus). Hauptverantwortlich dafür dürfte allerdings der massive Rückgang bei den strafbaren handlungen gegen fremdes Vermögen mit Zehn- bis unter 14-Jährigen als Täter sein.
Hier fiel die Zahl von 3.385 auf 958. In derselben Sparte ging auch die Zahl der Täter im Volksschulalter von 507 auf 117 zurück. In allen anderen Deliktfeldern und Altersgruppen blieben die Zahlen gab es bei weitem nicht so hohe Zuwächse oder Rückgänge. 2006 allerdings hob die Polizei mehrere Banden aus, die Kinder in großem Ziel stehlen schickten.
Mahrer verwies beim Rückgang der Jugendkriminalität darauf, dass in der Kriminaldirektion 1 das Jugendbandenreferat gegründet worden sei. Außerdem gebe es das Drei-Säulen-Modell in Kooperation mit dem Stadtschulrat, mit dem umfangreich Prävention in den Schulen betrieben wird.
Die strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen gingen im Vorjahr um 2,4 Prozent gegenüber 2006 zurück, blieben mit 167.992 Anzeigen aber selbstverständlich das mit Abstand größte Deliktsfeld. Beim Raub gab es einen Rückgang um 5,4 Prozent, was Hannes Scherz, Leiter der kriminalpolizeilichen Abteilung, so kommentierte: “Das sieht zumindest für uns nach Trendumkehr aus.”
Von 2005 auf 2006 war noch ein satter Anstieg um mehr als 270 Fälle zu verzeichnen gewesen. Mit 77 Fällen war bei den Überfällen auf Banken und Postämtern ein Rekord zu verzeichnen, besonderes Kopfzerbrechen bereiten der Polizei die Trafikraube mit plus 60,7 Prozent. Hingegen sind die Überfälle auf Tankstellen um 11,1 Prozent und auf Wettbüros um 19,1 Prozent zurückgegangen.
Der 2006 stark angestiegene Raub von Handys ist 2007 sogar unter das Niveau von 2005 gefallen. Ein Minus von 3,2 Prozent gab es beim Taschendiebstahl. Besonders im Hinblick auf die EURO will man diesen Bereich im Auge behalten. Zurückgegangen sind auch die Einbrüche in Wohnungen (minus 3,5 Prozent) und Einfamilienhäuser (minus 5,9 Prozent). Georgische Tätergruppen hätten sich aus diesem Bereich fast vollständig zurückgezogen und eher auf Geschäftseinbrüche verlegt. Gestiegen ist hingegen die Zahl der Pkw-Einbrüche – um 5,4 Prozent. Einerseits wurden die Navigationsgeräte als beliebte Beutestücke entdeckt, andererseits “halten viele ihr Auto für einen Tresor”, sagte der Leiter des Landeskriminalamts, Alfred Tikal.
Die Gesamtzahl der Festnahmen wegen Suchtgiftdelikten ist von 2.658 auf 2.399 zurückgegangen. Damit ist man beinahe auf dem Niveau von 2003. Allerdinsg hat sich dei Täterstruktur in den vergangenen Jahren verändert: Während sich die Zahl der österreichischen Drogentäter seit 2003 beinahe verdoppelt hat, ist jene der ausländischen Täter um knapp 300 gesunken. Die Zahl der schwarzafrikanischen Täter ist in diesem Zeitraum sogar um mehr als 500 von 1.293 auf 760 gesunken.
Die Prävention steht 2008 im Zentrum der polizeilichen Bemühungen: “Bei Delikten mit wenig Ansatzpunkten für Ermittlungen hilft die Prävention”, sagte der Polizeipräsident. “Drei Viertel der Delikte spielen sich im Vermögensbereich ab. Dort ist die Polizei nicht genug.” Außerdem soll die uniformierte Präsenz auf der Straße gestärkt werden, indem die Polizeiinspektionen von administrativen Tätigkeiten entlastet werden. Und die Tatortarbeit sowie die Spurensicherung soll durch mehr Personal sowie durch die Bildung mobiler Teams forciert werden.