Schweiz: Noch keine heiße Spur nach Kunstraub
Zusätzlich zur Zürcher Polizei wurde auch Interpol in die Fahndung eingeschaltet, wie ein Polizeisprecher am Dienstag bekanntgab. Der Schweizer Museumsverband rief seine Mitglieder indessen zu erhöhter Wachsamkeit auf, in österreichischen Museen fühlt man sich gut gerüstet. Im Kunsthistorischen Museum (KHM) wird laut dem kaufmännischen Direktor Paul Frey heuer eine Million Euro in Sicherheit investiert.
Dank der breiten Information vom Montag seien diverse Hinweise eingegangen, sagte der Schweizer Polizeisprecher Marco Cortesi. Er hielt sich aber bedeckt bezüglich der Frage nach einer heißen Spur. Etwas relativiert wurde der Hinweis auf das vermutlich weiße Täterauto. Museumsbesucher hätten zwar am Boden liegend und unter Schock ein weißes Auto abfahren sehen, ob es sich aber tatsächlich um das Täterauto handle, sei nicht gesichert. Auch der Zusammenhang mit den einige Tage zuvor im Seedamm-Kulturzentrum gestohlenen zwei Picasso-Bildern ist weiterhin nicht geklärt.
Der Kunstraubexperte Julian Radcliffe vermutet, dass eine Bande aus dem ehemaligen Jugoslawien hinter dem Überfall stecken könnte. Einer der Täter habe einen slawischen Akzent gehabt; zudem sei die Kriminalität im Bereich der Kunst in Montenegro, Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina am Ansteigen, so der Präsident der weltgrößten Datenbank für gestohlene Kunstwerke, Art Loss Register. In den vergangenen Jahren würden immer mehr Kunstwerke gestohlen. “Es hat sich herumgesprochen, dass derzeit viel Geld in dem Markt steckt.” Die organisierten Banden würden die Kunstwerke häufig im Untergrund untereinander weiterverkaufen. Die Bilder zirkulierten so lange, bis die Täter glaubten, dass sie nicht mehr als gestohlen erkannt würden. “Das kann dann bis zu 20 Jahre dauern.” In Wien hofft man unterdessen, dass die ohnehin nur vorsichtig verleihende Familie Bührle nach den jüngsten Ereignissen nicht ihre Zusage für eine Van Gogh-Leihgabe an die Albertina revidiert. Als Leihgeber müsse man auf die Sicherheit vor Ort besonders achten, so Schröder. Vor allem durch den großen Abstand zwischen Eingangsbereich und den Kunstwerken, sei die Albertina jedoch sehr viel sicherer.
Auch im KHM weiß man seine Standards auf dem neuesten Stand, heuer werde man wieder knapp eine Million Euro in die Sicherheit investieren. Das “Erschreckende” an diesem Kunstraub sei die Brutalität der Täter, meinte der kaufmännische Direktor des KHM, Paul Frey. Diesen Umstand betonte auch Cortesi am Dienstag erneut. Bei dieser “neuen Dimension von Kunstraub” nütze der beste Einbruchschutz nichts.