Psychiatrie in Wien - Marhold verspricht weitere Ärztedienstposten
Das hat der Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Wilhelm Marhold, am Mittwoch in einem Interview mit der APA angekündigt. Angesichts der bevorstehenden Untersuchungskommission zeigte er sich gelassen.
“Also, wenn ich mich fürchten würde, hätte ich diesen Posten nicht übernommen”, so Marhold, der seit 2005 im Amt ist. Er forderte allerdings eine Sachdiskussion ein und warnte vor der Verunsicherung von Personal und Patienten: “Wir werden nichts gutes tun können, wenn die Psychiatrie pausenlos für parteipolitische Zwecke missbraucht wird.”
Marhold betonte, dass Hinweisen auf strukturelle Mängel nachgegangen werde. “Wir schauen uns das ganz genau an. Wo etwas fehlt, wird der Mangel beseitigt. Und wenn sich jetzt Ärzte gemeldet haben, dann wird das sehr ernst genommen, keine Frage.” Dies geschehe nun etwa mit den zusätzlichen Posten.
Seiner Ansicht nach sind Mehrbelastungen in der Psychiatrie vor allem im vergangenen halben Jahr schlagend geworden. “Das hat auch damit zu tun, dass Gugging gesperrt hat”, so der Spitalsmanager über die ehemalige niederösterreichische Landesnervenklinik. Es nehme aber auch generell die Aggression in der Gesellschaft und die Inanspruchnahme der ambulanten Psychiatrie zu.
“Ich habe schon viel saniert, und ich werde auch diesen Bereich sanieren”, so Marhold über die stationäre Psychiatrie in Wien. Dafür sei es notwendig, die Regionalisierung weiterzutreiben, denn: “Eine psychiatrische Abteilung gehört in ein Schwerpunktkrankenhaus, wo rundherum die Medizin voll präsent ist.” In den kommenden fünf Jahren sollen dafür vier Abteilungen aus dem Otto-Wagner-Spital in andere Krankenhäuser übersiedeln, unter anderem ins neue Krankenhaus Nord.
Auch dort seien Netzbetten nicht ausgeschlossen. Die Psychiatrie werde nie ohne Beschränkungsmaßnahmen auskommen, verwies Marhold auf eine Aussage von Stephan Rudas, den Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien. Ob das Netzbett oder die Gurtfixierung dafür das beste Mittel sei, müsse Gegenstand der Fachdiskussion bleiben. Marholds Meinung als Nicht-Psychiater: “Wenn ich ein an einer psychiatrischen Krankheit leidender Mensch wäre, wäre es mir lieber, ich würde nicht mit sechs Gurten wie ein Postpaket niedergebunden und kann mich nicht einmal auf der Nasenspitze kratzen.”
Zu den zuletzt kritisierten Todesfällen verwies der KAV-Generaldirektor auf vorschriftsgemäß durchgeführte Untersuchungen und gerichtsmedizinische Obduktionen. Nur ein einem einzigen, zwei Jahre zurückliegenden Fall gebe es nun einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. In einem anderen wurde Fremdverschulden ausgeschlossen. “Das ist eine ganz klare Vorgangsweise, aber das ist kein Missstand”, so Marhold.