Der Vorschlag sei schon “beerdigt” gewesen, bevor die eigens eingesetzte Arbeitsgruppe erstmals zusammengekommen sei, sagte die Auschwitz-Überlebende und ehemalige Ministerin Simone Veil am Mittwoch in Paris. Die Regierung werde jetzt andere Möglichkeiten erörtern, um den Schülern das Thema Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg nahezubringen.
Die Schulklassen sollten sich damit befassen, wie die Lage in verschiedenen Städten gewesen sei, anstatt dass sich die einzelnen Schüler mit dem Schicksal ermordeter Kinder auseinandersetzten. Veil hatte Sarkozys Vorstoß vor zwei Wochen als “unvorstellbar und unerträglich” kritisiert. Man könne von Zehnjährigen nicht verlangen, sich mit einem toten Kind zu identifizieren, sagte die ehemalige Vorsitzende des Europaparlamentes und Ehrenvorsitzende der Stiftung zum Gedenken an den Holocaust.
Nicht nur die französische Opposition, auch Lehrerverbände und Psychologen lehnten den Vorschlag des Präsidenten ab und verwiesen darauf, dass es für zehn- oder elfjährige Kinder traumatisch sein könne, auf diese Weise mit dem Holocaust konfrontiert zu werden. Sarkozy hatte angeregt, dass die Viertklässler “Patenschaften” für die rund 11.000 französischen Kinder übernehmen sollten, die in der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben kamen.