Mittlerweile gibt es allerdings auch in Wiener Volksschulen schon 77 Mehrstufenklassen an 41 Standorten, an denen insgesamt knapp 1.800 Schüler unterrichtet werden. Und anders als Kleinschulen am Land sind die Mehrstufenklassen in Wien ausgebucht, so Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (S) bei einer Veranstaltung zur Feier des zehnten “Geburtstags” von Mehrstufenklassen in Wien.
Mehrstufenklassen sind Schulklassen, in denen Kinder unterschiedlicher Schulstufen geführt werden – für die Zuordnung ist aber nicht das “Kalenderalter”, sondern die individuelle Lernstufe des Kindes maßgebend. Während an vielen Land-Volksschulen aber vor allem eine Art Abteilungsunterricht geführt wird, in dem die Kinder trotz Zugehörigkeit zur gleichen Klasse erst wieder nach ihrem Lebensalter eingeteilt werden und sich der Lehrer einmal diesen, dann wieder den anderen widmet, versucht man in Wien, die Altersmischung pädagogisch zu nutzen: Kinder sollen sich gegenseitig den Lehrstoff erklären, jedem jüngeren Kind ist ein älteres “Patenkind” zugeordnet. Die Volksschulzeit kann so innerhalb von drei bis fünf Jahren durchlaufen werden, ohne dass die Kinder das soziale Klassengefüge verlassen müssen.
Rechtlich sind die Mehrstufenklassen in Wien als Schulversuche konzipiert. Bis zum Abschlussjahr gibt es keine Ziffernnoten, sondern alternative Leistungsbeurteilung. Erst im Semesterzeugnis der vierten Klasse gibt es dann eine “normale” Beurteilung, damit sich die Kinder regulär an einer AHS bzw. Hauptschule anmelden können.
Mehrstufenklassen gibt es in den meisten Wiener Bezirken. Von den 77 Klassen werden 41 als Integrationsklassen geführt, die durchschnittliche Schülerzahl beträgt 23 Kinder. Mittlerweile hat sich das Konzept auch auf höhere Schulstufen ausgeweitet – seit heuer gibt es auch an einer Hauptschule eine Mehrstufenklasse.