AA

Wiener Grüne kritisieren Direktoren-Bestellungen an Pflichtschulen

Heftige Kritik an jüngsten Direktorenbestellungen an Wiener Pflichtschulen üben die Wiener Grünen in der Mittwoch-Ausgabe des Kurier sowie in einer Aussendung am Mittwoch.

An 22 Schulen seien 2006 und 2007 neue Leiter bestellt worden, mehr als die Hälfte dieser Direktoren hätten “wegen ihrer schlechten Noten im Assessmentverfahren gar nicht bestellt werden dürfen”, so die Schulsprecherin der Wiener Grünen, Susanne Jerusalem.

Einem “Assessment” durch Personalberater müssen sich die Bewerber um den Chefsessel an den Schulen seit fast sieben Jahren stellen. Getestet werden dabei jene Personen, die der Stadtschulrat vorschlägt. Das Assessment ist neben den Bewerbungsunterlagen und der Evaluierung durch die Schulaufsicht eine Grundlage für die Entscheidung, wer den Posten bekommt.

Im Zuge der 22 Bestellungen hätten die Personalberater die Erstgereihten in sechs Fällen mit “über alle Maßen und gut” bewertet, so Jerusalem. In diesen Fällen sei die Bestellung gerechtfertigt. In weiteren sechs Fällen habe es für die gestellten Aufgaben u. a. zu sozialer Kompetenz und Teamkompetenz ein “über alle Maßen, gut und teilweise erfüllt”, in sieben Fällen ein “gut und teilweise erfüllt” gegeben. In drei Fällen seien die gestellten Aufgaben mit “nicht erfüllt” bewertet, so das Papier der Wiener Grünen.

Aus den Beurteilungen durch die Personalberater (anonymisierte Zitate) gehe hervor, dass sich eine Bewerberin selbst “als weniger kontaktfreudig und anpassungsfähig” beschrieben habe und die Anforderung der sozialen Kompetenz nur teilweise erfülle. Einem Kandidaten sei bescheinigt worden er könne “… die Aufgaben nicht delegieren und keine klaren Ziele vereinbaren, es fällt ihm schwer Entscheidungen herbeizuführen, er verabsäumt es, Entscheidungen unter Berücksichtigung schulpädagogischer und rechtlicher Zusammenhänge zu treffen”. Einem weiteren Kandidaten sei es schwer gefallen, “Blickkontakt zu halten” er sei “in seinen Visionen in Bezug auf Funktion und Standort wenig konkret”.

Das Assessment habe nur die Funktion, dem Auswahlverfahren “den Anschein der Objektivität zu verpassen”, so die Wiener Grünen. “Parteibuch und Freunderlwirtschaft sind nach wie vor die bestimmenden Faktoren bei der Bestellung von Schulleitern in Wien”, so Jerusalem in der Aussendung. Das Problem dabei sei, dass sich viele geeignete Personen unter diesen Umständen gar nicht erst bewerben, weil sie ohnehin chancenlos seien.

Jerusalem forderte, dass alle Bewerber, die zum Assessment zugelassen werden, über eine Management-Ausbildung verfügen sollten. Dann sollten die Schulpartner aus den Besten wählen dürfen. Es wäre sinnvoll, das Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) damit zu beauftragen, ein Modell zu erarbeiten, das den Kriterien der “Entparteipolitisierung” voll entspricht, so die Politikerin.

Im Stadtschulrat Wien verwies man darauf, dass das Assessment nur ein Teil des Besetzungsverfahrens sei – neben den Bewerbungsunterlagen und der Beurteilung durch die Schulaufsicht. Die Rechnung der Wiener Grünen sei damit falsch und der Vorwurf unberechtigt, so der Sprecher des Stadtschulrates auf Anfrage der APA. Auch wenn man in der Regel bemüht sei, den Erstgereihten zu ernennen, kämen aufgrund von Mehrfachbewerbungen der Erstgereihten auch einmal Nachgereihte zum Zug. Zudem habe Wien im Vergleich zu den übrigen Bundesländern eines der “am stärksten entwickelten Objektivierungsverfahren”.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wiener Grüne kritisieren Direktoren-Bestellungen an Pflichtschulen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen