Anlass für den Misstrauensantrag war Sarkozys Ankündigung, ein zusätzliches Bataillon mit etwa 700 Soldaten in den Osten Afghanistans zu schicken. Bisher hat Paris rund 1.600 Mann vor Ort, die vor allem um die Hauptstadt Kabul im Einsatz sind. Die Opposition ist unzufrieden, weil er das Parlament damit vor vollendete Tatsachen gestellt hat.
Der sozialistische ParteichefHollande warf der Regierung vor, sich zu sehr den USA anzunähern: “Wir werden an Unabhängigkeit verlieren, ohne an Sicherheit zu gewinnen.” Sarkozy habe “amerikanischem Druck” nachgegeben und ein Wahlversprechen gebrochen, betonte Hollande. Die Truppenverstärkung sei keine militärische, sondern eine rein politische Entscheidung.
Die Verstärkung der französischen Truppen in Afghanistan kommt auch bei der Bevölkerung nicht gut an. Nach einer Umfrage sind 68 Prozent der Franzosen dagegen. Während des Präsidentschaftswahlkampfs hatte Sarkozy betont, dass er ein langfristiges Engagement der französischen Armee in Afghanistan nicht für sinnvoll halte. Doch mittlerweile argumentiert er, Frankreich werde bei der Diskussion über die Zukunft der NATO und den Ausbau der europäischen Verteidigungspolitik nur ernst genommen, wenn es bereit sei, eigene Truppen an die Front zu schicken.
Für kommendes Jahr ist die Rückkehr als Vollmitglied in die NATO geplant. Frankreich war 1966 nach dem Aufstieg zur Atommacht aus der militärischen Integration des Atlantischen Bündnisses ausgetreten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kehrte das Land in den 90er Jahren bisher nur zum Teil in die Militärstrukturen zurück.