Bereits 13-jährige Mädchen mussten “spiritus heiraten” und mit den deutlich älteren Männern schlafen, “um Kinder zu haben”, wie aus am Dienstag veröffentlichten Gerichtsunterlagen hervorgeht.
Nach Angaben einer Ermittlerin wurden auf der Sekten-Ranch in Eldorado minderjährige Mädchen systematisch “indoktriniert”, um die erzwungenen Hochzeiten mit männlichen Sektenmitgliedern zu akzeptieren. Auch Burschen seien mit dem Beginn der Pubertät “spiritus” verheiratet worden.
Seit Donnerstag vergangenen Woche haben die texanischen Behörden nach eigenen Angaben 416 Kinder und 139 Frauen von der 688 Hektar großen Ranch geholt und in Sicherheit gebracht. Sie kamen vorübergehend in einer alten Armeefestung unter. Bei einer Anhörung am 17. April wollen die Behörden entscheiden, ob die Kinder dauerhaft von ihren Eltern getrennt werden. Bei ersten Befragungen hatten die Kinder den Angaben zufolge die Namen ihrer biologischen Eltern nicht nennen wollen oder können. Einige hätten zudem gleich mehrere Mütter angegeben.
Eine 16-Jährige hatte den Einsatz mit einem Notruf an die Behörden ausgelöst. Darin berichtete sie von sexuellen und körperlichen Misshandlungen. Zudem sei sie nach der erzwungenen Hochzeit von ihrem 50-jährigen Mann geschwängert worden und habe das Baby inzwischen auf die Welt gebracht. Bisher konnte die Polizei die Anruferin unter den befreiten Kindern und Jugendlichen nicht ausfindig machen.
Die “Fundamentalistische Kirche der Heiligen der Letzten Tage” ist eine Abspaltung der Mormonenkirche “Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage”, die der Polygamie schon vor einem Jahrhundert abschwor. Die Sekte hatte die Ranch im Jahr 2003 gekauft. Seither wird sich von den Behörden beobachtet. Ihr Anführer Warren Jeffs, der von seinen Anhängern als Prophet betrachtet wird, wurde 2006 in Las Vegas verhaftet und im vergangenen Jahr wegen Beihilfe zur Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt.