China startet Kurse zur "patriotischen Erziehung" in Tibet
Die Zeitung “Tibet Daily” berichtete am Montag, die zweimonatige Aktion solle die Beziehungen zwischen der Öffentlichkeit und der Kommunistischen Partei stärken. Auf diese Weise wolle man die Teilungspläne der “Dalai-Clique” torpedieren. Mittlwerweile wurde der Fackellauf in Malaysia fortgesetzt.
Parteimitglieder sollen den Plänen zufolge die Bewohner der tibetischen Hauptstadt Lhasa und der umliegenden Regionen über die Unruhen vom 14. März “aufklären”, hieß es in dem Zeitungsbericht weiter. Dabei sollten Videos und Fotos zum Einsatz kommen. Bei den Sitzungen soll außerdem der Dalai Lama “verurteilt” werden. Ähnliche “patriotische” Kampagnen gibt es in den tibetischen Klöstern bereits seit mehr als zehn Jahren. Die Mönche dort müssen den Dalai Lama, ihr geistliches Oberhaupt, verurteilen und Peking ihre Loyalität versichern. Zum Auftakt des olympischen Fackellaufs in Malaysia wurde am Montag unterdessen eine japanische Familie festgenommen. Die Polizei erklärte, die beiden Erwachsenen und ein Bursche hätten ein pro-tibetisches Plakat entfaltet und “Freies Tibet” gerufen. Die drei wurden nach Angaben von Augenzeugen von Chinesen bei ihrer Aktion behindert und mit Plastikstöcken geschlagen. Verletzt wurde nach Angaben der Behörden niemand. Auch ein buddhistischer Mönch und eine westliche Ausländerin wurden festgenommen.
Eine Stunde nach dem Zwischenfall begann der Fackellauf durch die Innenstadt von Kuala Lumpur, der von 1.000 Polizisten gesichert wurde. Als erster Läufer ging der Präsident des Olympischen Rates von Malaysia, Imran Jaafar, auf die 16 Kilometer lange Strecke. Hunderte Chinesen jubelten, als die Flamme an ihnen vorbeigetragen wurde.
Nach anti-chinesischen Protesten bei bisherigen Stationen des Fackellaufs änderten die Behörden in Japan die Strecke für die Veranstaltung am kommenden Samstag. Begründet wurde die Entscheidung mit Sicherheitsbedenken. Außerdem verzichtete ein Tempel aus Sympathie für die Unabhängigkeitsbewegung in Tibet auf seine Beteiligung an dem Fackellauf in der Stadt Nagano, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete.
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy lud unterdessen eine junge Chinesin zu einem Besuch ein. Die an den Rollstuhl gefesselte Frau hatte trotz ihrer Behinderung die olympische Fackel in Paris gegen einen pro-tibetischen Demonstranten verteidigt. Der französische Senatspräsident Christian Poncelet überreichte der 28-jährigen Jin Jing einen entsprechenden Entschuldigungsbrief des Staatspräsidenten, wie eine Sprecherin des französischen Konsulats in Schanghai erklärte. Ein Datum für den Besuch gebe es noch nicht. Jin wurde in China als “lächelnder Engel im Rollstuhl” und als Nationalheldin gefeiert.
Am Montag warf die in China unterdrückte muslimische Minderheit der Uiguren der chinesischen Führung in Peking “kulturellen Völkermord” vor. Die Menschenrechtlerin und Präsidentin des Weltkongresses der Uiguren, Rebiya Kadeer, kritisierte am Montag zum Auftakt einer dreitägigen Konferenz in Berlin, die Uiguren würden in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas gefoltert, verhaftet, zwangsweise deportiert und ihrer Sprache und Kultur beraubt. Solange die Menschenrechtsverletzungen gegen Uiguren und andere Minderheiten in China nicht aufhörten, dürften die Olympischen Spiele nicht in der Volksrepublik stattfinden. Kadeer forderte Staats- und Regierungschefs der internationalen Gemeinschaft auf, die Eröffnungsfeier in Peking zu boykottieren.
Vor den Olympischen Spielen seien die Repressionsmaßnahmen gegen die mehrheitlich sunnitischen Uiguren noch weiter verschärft worden. Sie sei keineswegs gegen Olympische Spiele, sagte Kadeer. Aber diese Spiele hätten den Uiguren nur Leid und Unterdrückung gebracht. Wenn Menschenrechte verletzt würden, verstoße dies auch gegen olympische Grundsätze.
Kadeer lebt in den USA im Exil. In China war die elffache Mutter eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen und sogar Mitglied im Nationalen Volkskongress. Wegen ihres Engagements für die Menschenrechte wurde sie dann aber inhaftiert und saß mehrere Jahre im Gefängnis. Zwei ihrer Söhne sind den Angaben des Weltkongresses zufolge derzeit in China in Haft.