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Sozialarbeiterin besuchte Familie

Die drei von dem 73-jährigen Verdächtigen und dessen Ehefrau adoptierten bzw. in Pflege genommenen Kinder seien regelmäßig von einer Sozialarbeiterin besucht worden, sagte der Amstettner Bezirkshauptmann Hans Lenze am Montag im Ö1-Mittagsjournal.

Es habe keine Auffälligkeiten gegeben. Die Kinder seien in der Schule sehr brav gewesen und wurden von den Klassenkollegen “gut akzeptiert”. Regelmäßige Besuche einer Sozialarbeiterin konnte Josef Schlögl, Gerichtsvorsteher des zuständigen Bezirksgerichts Amstetten, der APA aber “nicht bestätigen”.

Zwei der drei Kinder, die bei dem 73-jährigen Verdächtigen und dessen Frau gelebt haben seien ohne Einwilligung der Mutter von den vermeintlichen Großeltern in Verwandtenpflege gegeben worden, sagte Lenze dem Ö1-Mittagsjournal. Bei dem vermeintlichen Verschwinden der Elisabeth F. habe es sehrwohl Verdachtsmomente gegeben, so Lenze weiter, jedoch wurde alles überprüft um man sei auf keine Unstimmigkeiten gestoßen.

Bei dem ersten adoptierten Mädchen, das am 19. Mai 1993 vor dem Haus der Familie gefunden wurde, lag ein Brief, der laut einer graphologischen Untersuchung eines gerichtlich beeideten Sachverständigers eindeutig von der leiblichen Mutter, Elisabeth F., stammte. Dieses Schreiben gelte aber vor Gericht nicht als Beweis der Mutterschaft, sagte Schlögl auf APA-Anfrage. “Der Nachweis der Mutterschaft erfolgt normalerweise bei der Geburt im Krankenhaus, indem die leitende Hebamme oder ein Arzt diese bestätigt”, so der Gerichtsvorsteher. Im Fall Elisabeth F. wurde das Mädchen aber von fremden Personen aufgefunden und seitens des Gerichts als sogenanntes Findelkind, also als elternlos behandelt und vorerst in Obsorge des Jugendamtes gegeben.

Obwohl in dem Brief Tag und Uhrzeit der Geburt vermerkt waren, konnte aufgrund des Schreibens keine Geburtsurkunde ausgestellt werden. Das Mädchen wurde nach seiner Auffindung routinemäßig medizinisch untersucht. Dabei wurde ein schwerer Herzfehler festgestellt. Das Kind wurde erfolgreich in einem Linzer Spital operiert. Die Einwilligung zur OP hatte das Jugendamt gegeben. Erst ein Jahr nach dem Eingriff wurde das Kind von den vermeintlichen Großeltern offiziell adoptiert, geht laut Schlögl aus den Akten hervor.

Von der Auffindung bis zur Bewilligung der Adoption des Mädchens sind der Verdächtige und dessen Frau dreimal von einer Sozialarbeiterin besucht worden. Seit diesem Zeitpunkt sind in den Gerichtsakten keine Besuche mehr vermerkt, sagte Schlögl. Dies sei aber nicht außergewöhnlich, denn “mit der Adoption endet die Fürsorgepflicht des Jugendamtes und des Gerichts”, sagte der Jurist.

Im Zuge des Adoptionsverfahrens habe es nach Schlögls Wissen keine gerichtliche Aufforderung gegeben, nach der leiblichen Mutter zu suchen. “Wenn der Aufenthaltsort der Mutter nicht bekannt ist, wird normalerweise ein sogenannter Kurator bestellt, der die verschollene Person zu vertreten hat.” Im Fall Elisabeth F. sei dies aber nicht geschehen, weil es sich um ein Findelkind handelte, die Mutter also offiziell unbekannt war.

Das zweite bei den vermeintlichen Großeltern lebende Mädchen wurde am 15. Dezember 1994 im Alter von zehn Monaten an der gleichen Stelle vor dem Haus gefunden. Der Verdächtige und seine Frau behaupteten, es gebe keine Urkunden und beantragten das Sorgerecht für das Kind. Daraufhin erfolgte im März 1995 die Namensfestsetzung, die Geburtsurkunde wurde im April 1995 ausgestellt. Seit 1995 befindet sich das Mädchen in sogenannter Verwandtenpflege bei seinen vermeintlichen Großeltern. Über das dritte Kind, das drei Jahre später vor dem Haus gefunden wurde und sich ebenfalls in Verwandtenpflege befindet, hatte Schlögl keine Akten.

Lenze sagte zur APA, dass er am Montag in der Früh mit jener Sozialarbeiterin gesprochen habe, die die drei Adoptions- bzw. Pflegekinder betreut hatte. Die Frau habe der Familie “regelmäßige” Besuche abgestattet. Auch die Ehefrau des Verdächtigen habe das Jugendamt mit den Kindern regelmäßig aufgesucht. Ob mehr als die drei von Schlögl bestätigten Besuche stattgefunden haben, konnte Lenze am Montagnachmittag nicht sagen. Er habe aufgrund des medialen Drucks noch keine Zeit gefunden, die Akten einzusehen.

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