Demnach hat der 73-jährige Josef F. weitestgehend gestanden, seine heute 43-jährige Tochter mit 18 Jahren in den Keller gezerrt und dort 24 Jahre lang gefangen gehalten zu haben. Aus dem schweren sexuellen Missbrauch von Elisabeth F. stammen insgesamt sieben Kinder, wovon eines gestorben ist. Die Leiche soll der Verdächtigte im Ofen verbrannt haben.
Der 73-Jährige wurde am Montag der Justiz nach St. Pölten überstellt, so Polzer. Er habe sich gegen 17.45 Uhr bereits in der Justizanstalt St. Pölten befunden, erläuterte Gerhard Sedlacek, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft. Der 73-Jährige wird vermutlich am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt, der die U-Haft über den Mann verhängen sollte.
Die 68-jährige Ehefrau des mutmaßlichen Täters sowie andere Familienmitglieder haben Polzer zufolge von den unglaublichen Vorgängen in dem Kellerverlies tatsächlich nichts mitbekommen. Während er oben mit seiner Frau und drei Kindern gelebt hat, habe er im Keller Elisabeth F. “geschlagen und vergewaltigt”. Seine Opfer sowie die aus der inzestuösen Beziehung entstandenen Kinder habe er mit Nahrung und dem Notwendigsten versorgt, wobei er die Sachen stets außerhalb von Amstetten besorgt hat.
Den Eingesperrten war all die Jahre kein Entkommen möglich. Der Tatverdächtige habe immer die Fernsteuerung der mit Code elektronisch gesicherten Tür mitgenommen und seinen Gefangenen erklärt, dass sie alle niemals wieder hinauskämen, wenn ihm etwas zustoßen sollte, sagte Polzer. Auch müsse man sich vorstellen, dass die Kinder, die ja kein anderes Leben kannten, ihn gewissermaßen als Vater und damit als Autorität gesehen haben dürften. Die Polizei geht heute davon aus, dass sich Josef F. “nur” an Elisabeth F. vergangen hat.
Das Verlies, von dem am Montag erste Bilder veröffentlicht worden sind, hat Josef F. offenbar nach und nach ausgebaut. Als die Tochter 1984 in den Keller gezerrt worden ist, hatte sie laut Polzer zunächst einen Raum (mit Sanitäreinrichtung) zur Verfügung, der bereits im Grundriss des in den 60er Jahren errichteten Hauses enthalten gewesen sein dürfte. Im Lauf der Zeit dürften Durchbrüche und Anbauten – teilweise unter dem Garten gelegen – erfolgt sein. Laut der Wiener Tageszeitung “Kurier” war das Verlies als “Schutzraum” baubehördlich beantragt und genehmigt worden.
Die Welt der Gefangenen beschränkte sich den Bildern zufolge auf 60 Quadratmeter, ohne Tageslicht und ohne jede Kontaktmöglichkeit nach außen. Versperrt war das Verlies mit einer massiven Stahlbetontüre mit Elektromotor, die nur mit einer Fernbedienung mit Zahlencode zu öffnen ist. Durch einen etwa fünf Meter langen Gang und ein Schlupfloch gelangte man in ein etwa 1,70 Meter hohes Zimmer, wo sich eine veraltete Kochmöglichkeit sowie eine Toiletten- und Duschanlage befinden.
In dem Verlies sind auch zwei Schlafräume mit zwei Betten, die von Kinderhand mit Sternen und kleinen Zeichnungen geschmückt worden sind. Ein Fernseher mit einem Videorekorder und ein Radio waren das einzige Fenster, das eine Welt jenseits der Kellermauern erahnen ließ. Andere Fotos – unter anderen von den Schlafräumen, wo Kinder Polzer zufolge wahrscheinlich “geboren und gezeugt worden sind”, werden nicht veröffentlicht.