Bisher haben wir kein Einladungsschreiben von China erhalten.” Er fände es im Übrigen gut, wenn die Gespräche in der französischen Hauptstadt Paris stattfänden, sagte Jampal Chosang. Schließlich habe Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy eine Vermittlung angeboten. Der Vertreter des Dalai Lama hatte unmittelbar zuvor den Außenpolitischen Ausschuss der französischen Nationalversammlung über die Lage in Tibet informiert.
Die chinesische Regierung lässt Zeitpunkt und Rahmenbedingungen des von ihr zugesagten Dialogs mit Vertretern des Dalai Lama vorerst offen. Das Außenministerium in Peking wollte am Dienstag keine Angaben darüber machen, wer die in Aussicht gestellten Gespräche mit den Emissären des tibetischen Exil-Oberhaupts führen soll und unter welchen Umständen sie stattfinden werden. Ob bereits Kontakt aufgenommen worden ist, blieb auch offen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua hatte am Freitag gemeldet, dass die zuständige Abteilung der Zentralregierung “in den nächsten Tagen Kontakt und Konsultationen mit dem privaten Vertreter” des Dalai Lama aufnehmen werde. Dennoch setzten die chinesischen Medien ihre Attacken gegen das tibetische Exil-Oberhaupt fort. Die “Dalai-Clique” wurde auch am Montag beschuldigt, die Unruhen in Tibet “sorgfältig organisiert und geplant” zu haben. Sie tue alles, “um Tibets Stabilität und Entwicklung zu untergraben”, schrieb das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Chinas, “Renmin Ribao” (Volkszeitung).
Peking hatte Mitte März Proteste in der autonomen Region Tibet und anderen Landesteilen niedergeschlagen. Nach Angaben der tibetischen Exilregierung in Dharamsala in Nordindien wurden dabei mindestens 135 Menschen getötet, Peking spricht von rund zwanzig Toten. Der Dalai Lama hatte die chinesische Siedlungspolitik in Tibet als “kulturellen Völkermord” verurteilt. Die massive Ansiedlung von Chinesen sei eine “demografische Aggression”, um die Tibeter zur Minderheit im eigenen Lande zu machen, sagte das mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Exil-Oberhaupt. Chinas kommunistische “Volksbefreiungsarmee” war 1950 in Tibet einmarschiert. Im März 1959, nach der blutigen Niederschlagung einer Volkserhebung, waren der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, und die tibetische Regierung mit mehr als 100.000 Landsleuten nach Indien geflohen. Der Friedensnobelpreisträger hat Peking wiederholt schwere Menschenrechtsverstöße in seiner Heimat vorgeworfen, unter anderem Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen.