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Fremdenfeindliche Gewalt in Südafrika erreicht Kapstadt

Die Gewalt gegen Ausländer in Südafrika hat nun auch die zweitgrößte Stadt Südafrikas erreicht. Im Vorort Milnerton der Tourismusmetropole Kapstadt plünderten Jugendliche nach Angaben der Polizei vom Freitag Geschäfte somalischer und simbabwesicher Händler an. Dabei fielen auch Schüsse. Polizisten eskortierten die Somalier aus der Gefahrenzone. Auch in der Stadt Knysna an der Südwestküste wurden somalische Läden leergeräumt.

“Wir kennen die exakte Zahl der geplünderten und niedergebrannten Geschäfte nicht, aber es waren viele”, sagte der Polizeichef der Westkap-Provinz, Billy Jones. Ein Somalier sei gestorben, aber ob der Tod mit den Attacken in Verbindung stehe, sei ungeklärt.

Nach Polizeiangaben wurden auch in Fochville in der Nordwest-Provinz mindestens drei Ausländer durch Messerstiche schwer verletzt, als ein wütender Mob Geschäfte plünderte und Autos in Brand setzte. Mehr als 100 Menschen hätten sich in eine Polizeistation gerettet. Auch in Brits gingen Übergriffe gegen Ladenbesitzer aus Mosambik und Somalia weiter. In einem Township nahe dem Ort Schweizer Reneke wurde ein Mann durch Messerstiche verletzt und eine Südafrikanerin angegriffen, weil sie für einen Ausländer arbeitete.

Am Vorabend hatte die Polizei in der Hafenstadt Durban über einen Malawier berichtet, der durch Schüsse schwer verletzt wurde. Hunderte afrikanische Zuwanderer flohen dort aus Angst vor Übergriffen in eine nahe Polizeiwache, teilte Polizeisprecherin Phindile Radebe mit. Sie erklärte jedoch, in den meisten Fällen sei ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht unbedingt sicher, obwohl sich die Tätlichkeiten, Brandstiftungen und Überfälle gegen Ausländer gerichtet hätten. Der Chef des südafrikanischen Geheimdienstes vermutet unbekannte dunkle Mächte aus dem In- und Ausland im Vorfeld der Wahl 2009 hinter der Gewalt.

Nach offiziellen Angaben kamen bei der Gewaltwelle, die vor knapp zwei Wochen in den Townships um Johannesburg ausbrach, bisher 43 Menschen ums Leben. Hunderte wurden verletzt, ungefähr 30.000 vertrieben, es gab mehr als 500 Festnahmen. Ausgebrochen ist die Gewalt vor dem Hintergrund zunehmender Engpässe bei der Stromversorgung und wachsender Unzufriedenheit mit der wirtschaftsfreundlichen Politik von Präsident Thabo Mbeki. Auch steigende Lebensmittel- und Treibstoffpreise verstärkten die Spannungen zwischen armen Südafrikanern und Immigranten aus den Nachbarländern.

In der Tourismusindustrie, die mit einem Anteil von acht Prozent am Bruttoinlandsprodukt einen Eckpfeiler der südafrikanischen Wirtschaft darstellt, nimmt die Sorge zu, dass es zu beträchtlichen Einbußen kommt. Einige westliche Regierungen haben bereits Reisewarnungen für Südafrika ausgesprochen. Das Land ist Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2010.

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