Grüne Sorge wegen der Nanotechnologie
Parteiintern sei man mit der Diskussion noch nicht fertig, sie persönlich hält es aber “für sehr plausibel, dass man in einem Bereich, wo die Risiken so unabwägbar sind, kurz inne hält”, so Sburny nach dem Besuch einer Fachtagung der deutschen Grünen in Berlin. In Deutschland plädieren die Grünen bereits für ein Moratorium in diesen Bereich.
In Deutschland sei das ursprünglich gut funktionierende Gleichgewicht zwischen den Chancen der Nanotechnologie und der Diskussion über mögliche Risiken “außer Balance geraten”, berichtete Sburny. In letzter Zeit habe sich Euphorie über die Möglichkeiten dieser Technologie breitgemacht, während die Risiken weniger beleuchtet würden. “Die Forschung und Entwicklung ist in den vergangenen Jahren dramatisch schneller gewachsen als die Risikoabschätzung und Regulierung”, so Sburny. So hätten sich in Deutschland die Mittel für Forschungsförderung in den vergangenen sechs Jahren auf 420 Mio. Euro (inkl. Länder-Aufwendungen) verdreifacht, während die Gelder für Risikoforschung nicht im gleichen Ausmaß erhöht worden seien.
Die deutschen Grünen fordern deshalb, dass fünf Prozent der gesamten Forschungsförderung für Nanotechnologie für Risikoforschung aufgewendet werden – eine Forderung, der sich Sburny für Österreich anschließt. In Österreich wurden im Rahmen der “Nanotech-Initiative” zwischen 2004 und 2006 knapp 32 Mio. Euro an Forschungsförderungsmitteln vergeben. Deshalb sollten nach Wunsch der Grünen mindestens 1,6 Mio. Euro in die Risikoforschung gehen.
Bevor man nichts Genaueres über die Risiken weiß, dürfe man nicht neue Produkte einführen. Tatsächlich gebe es aber “immer mehr Produkte mit Nanopartikel, ohne über deren Auswirkungen auf Menschen und Umwelt Bescheid zu wissen”, so Sburny. Sburny beruft sich auf Daten aus den USA, wonach im Oktober 2007 mehr als 500 Produkte am Markt seien, die Nanoteilchen beinhalten – das waren doppelt so viele wie noch im März 2007. Problem sei, dass es keine Kennzeichnungspflicht für Nanotech-Produkte gebe – ein Manko, das Sburny ebenfalls stört, weshalb sie schon vor einiger Zeit die Pflicht zur Kennzeichnung von Produkten gefordert hat, die Nano-Partikel enthalten.
Dennoch ortet Sburny “enorme Chancen” durch die Nanotechnologie, die noch gar nicht abschätzbar seien. Vor allem im Bereich Umweltschutz oder Energieeffizienz seien viele potenzielle Chancen “im Sinne der Grünen” drinnen. Nutzen könne man sie aber nur, wenn man sehr offen über die möglichen Risiken diskutiere. “Eine solche offene Debatte wünsche ich mir auch in Österreich”, sagte Sburny.