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Mehrheit der Franzosen für Rückzug aus Afghanistan

Nach dem Tod von zehn französischen Soldaten in Afghanistan ist eine klare Mehrheit der Franzosen für den Abzug ihrer Truppen vom Hindukusch.

In einer CSA-Umfrage für die Zeitung “Le Parisien” (Freitag) unterstützten 55 Prozent die Aussage, man müsse die Truppen heimholen, weil Frankreich in einem Konflikt versinke, den es nicht im Griff habe. Nur 36 Prozent schlossen sich der Haltung der Regierung an, man solle den Einsatz fortsetzen, weil die Truppen am Kampf gegen den internationalen Terrorismus teilnähmen.

Eine relative Mehrheit von 48 zu 46 Prozent vertraut in der Frage Präsident Nicolas Sarkozy. Vor allem die Anhänger der bürgerlich-konservativen Präsidentenpartei UMP stehen zu 80 Prozent hinter ihm, aber auch 62 Prozent der extremen Rechten. Klar gegen den Kriegseinsatz sind unter anderem die Anhänger der Grünen (73 Prozent), die unter 30-Jährigen (64) und der Frauen (58 Prozent). Die meisten Befürworter findet der Truppeneinsatz bei den UMP-Anhängern (62) und jenen der rechtsextremen Nationalen Front (47) , den Alten (45) und Freiberuflern (41 Prozent).

Unter den Politikern sind die Verhältnisse anders. Das bürgerliche Regierungsbündnis ist klar für den Einsatz. Die Sozialisten (PS) als größte Oppositionspartei fordern zwar eine Strategiedebatte, aber ebenfalls keinen Rückzug. Nur die Kleinparteien am rechten und linken Rand sind dafür, die Soldaten heimzuholen.

Eine französische Einheit der NATO-geführten Schutztruppe ISAF war am Montag etwa 50 Kilometer östlich der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen worden. Neun Soldaten starben bei den folgenden Gefechten, ein weiterer am Dienstag, als sich sein Panzerfahrzeug auf dem Weg zum Kampfort überschlug. 21 weitere Soldaten wurden verletzt.

Die Sozialisten haben eine Sondersitzung des Parlaments beantragt und gefordert, den von Sarkozy ausgeweiteten Einsatz “neu zu definieren”. Aber auch im konservativen Mehrheitslager wächst die Kritik. “Wir sitzen in der Klemme, die NATO-Strategie muss unbedingt geändert werden”, sagte der UMP-Abgeordnete Pierre Lellouche am Donnerstag in Paris. Verteidigungsminister Hervé Morin hat seinerseits die Notwendigkeit einer anderen Strategie gegenüber den Taliban eingeräumt: “Sie haben ihre Technik und ihre Methode geändert und sind zu wesentlich härteren Operationen in der Lage. Wir müssen uns auf Angriffe von größerer Gewalt vorbereiten.”

Bei einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans sind drei kanadische Soldaten der ISAF getötet worden. Wie afghanische Medien unter Berufung auf das kanadische Militär am Freitag berichteten, wurde ein weiterer Soldat bei der Explosion des am Straßenrand versteckten Sprengsatzes in der Provinz Kandahar verletzt.

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