Das US-Hurrikanzentrum in Miami ging am Donnerstag davon aus, dass Gustav als Hurrikan auf Jamaika treffen wird.
Die Behörden riefen im Land die höchste Alarmstufe aus. Unterdessen stellte sich auch der US-Bundesstaat Louisiana auf eine mögliche Ankunft des Wirbelsturmes ein. Die Behörden riefen vorsorglich den Notstand aus. “Gustav” könnte in der kommenden Woche dort aufschlagen, drei Jahre nach der Zerstörung von New Orleans durch Hurrikan “Katrina”. Befürchtet wird auch eine Beeinträchtigung der Ölförderung im Golf von Mexiko.
Donnerstag früh entwickelte “Gustav” in seinem Zentrum bereits Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 km/h. Der Sturm drehte, nachdem er über den Bergen von Haiti an Kraft und Geschwindigkeit eingebüßt hatte, überraschend nach Süden, so dass er entgegen den ursprünglichen Berechnungen der Meteorologen zu einer unmittelbaren Bedrohung für Jamaika geworden ist. Dort liefen die Vorbereitungen auf die Ankunft des Wirbelsturms auf Hochtouren. Nach Berichten örtlicher Tageszeitungen deckten sich die Menschen mit Überlebenspaketen ein. Wann der Sturm Jamaika erreichen würde, war noch unklar. Die Experten sprachen vom späten Donnerstag oder frühen Freitag.
Der Wirbelsturm hatte zuvor in Haiti und der Dominikanischen Republik auf der Insel Hispaniola nach Behördenangaben mindestens 22 Menschen in den Tod gerissen. Zahlreiche weitere wurden verletzt, mehrere Einwohner werden vermisst. Mehrere Städte und Ortschaften wurden überflutet, landwirtschaftliche Kulturen vernichtet.
In Jamaika, das zunächst nicht damit gerechnet hatte, direkt von dem Wirbelsturm getroffen zu werden, liefen hektische Vorbereitungen an. In den Geschäften und Supermärkten kam es zu Panikkäufen. In den Zeitungen wurde zum Kauf von Überlebenspaketen aufgerufen. Im Inselstaat Kuba, von dem sich der Sturm entfernte, wurden die Sturmwarnungen dagegen abgeschwächt. Bis zum Mittwochabend waren zehntausende Menschen, darunter auch ausländische Touristen, in Sicherheit gebracht worden.
In den USA sagte der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal: “Wir hoffen das Beste, aber wir bereiten uns auf das Schlimmste vor.” Die Behörden schließen nicht aus, dass der Sturm als Hurrikan der Stufe drei erneut New Orleans treffen könnte. Heute sei Louisiana jedoch besser als damals vorbereitet, sagte Jindal. Hunderte von Bussen stehen zur Evakuierung bereit, Tausende von Notbetten stünden zur Verfügung. Mit der Ausrufung des Notstandes steht Louisiana umfangreiche Unterstützung aus Washington zu. Dazu gehört auch der Einsatz von 3.000 Mitgliedern der Nationalgarde, der Reservearmee der USA.
Auch der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, sagte laut CNN, man sei auf “Evakuierungen vorbereitet”. Das Hauptaugenmerk gelte der Frage, ob die Dämme diesmal halten würden. Insgesamt zeigte er sich jedoch zuversichtlich, dass die Stadt gut auf einen Sturm vorbereitet sei. “Wir haben unsere (Not)pläne getestet (… ) Alles scheint zu funktionieren”, sagte Nagin.
Der Wirbelsturm trieb am Donnerstag den US-Ölpreis in Richtung 120 Dollar pro Barrel (159 Liter), ungefähr ein Dollar mehr als am Vortag. Händler befürchten eine Gefährdung von Ölplattformen im Golf von Mexiko. In dieser Region liegt ein wichtiges Förderzentrum insbesondere für Rohöl, das direkt in den USA verarbeitet wird. Internationale Ölfirmen haben nach US-Medienberichten damit begonnen, nicht unbedingt benötigtes Personal von Ölplattformen im Golf von Mexiko abzuziehen.
Unterdessen hat sich über dem Atlantik ein weiteres Tiefdruckgebiet gebildet. Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums bewegt es sich von Osten langsam auf die Leeward Inseln südöstlich der USA zu. Dieses System könnte bald zu einem Tropensturm heranwachsen.