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Dinkhauser machen fehlende Parteistrukturen zu schaffen

VP-Dissident Fritz Dinkhauser hat es derzeit nicht leicht. Dem Tiroler Landesrebell machen bei seiner bundesweiten Kandidatur die fehlenden Parteistrukturen zu schaffen, wie er im APA-Interview zugab.

“Österreich ist größer als Tirol”, ist sich Dinkhauser der neuen Situation für ihn bewusst. Der österreichweite Wahlkampf sei ein “enormer Aufwand”, beklagte er. Der ehemalige AK-Präsident verwies auf die im Vergleich mit den etablierten Parteien bescheideneren Budgetmittel, die er mit einer Million Euro bezifferte. Außerdem sei die “Wahrnehmung über das Fernsehen” für die Kleinparteien schwieriger, bedauerte er.

Dinkhauser ist sich der Konkurrenz durch die zahlreichen anderen Kleinparteien bewusst. Es seien nun “mehrere Gladiatoren im Ring”, auf die sich die Aufmerksamkeit der Wähler verteile, hob er hervor. Trotzdem übt sich der Tiroler, der bei den Landtagswahlen in seinem Heimatbundesland aus dem Stand knapp rund 18 Prozent der Stimmen abräumte, in Zuversicht. Als Wahlziel nannte er nach wie vor einen Stimmenanteil von vier bis sechs Prozent. Er zähle auf das “gute Gespür” der Leute, die einen “totalen Neuanfang” herbeisehnen, begründete er unter anderem seinen Optimismus.

Die Organisation der Wahlkampagne hat die Liste Fritz in zwei Regionen aufgeteilt. Die östlichen Bundesländer werden vom Spitzenkandidat für das Burgenland, Manfred Kölly, koordiniert. Den Westen übernimmt Dinkhauser selbst, wie er sagte. Heute, Freitag ist offizieller Start der “Fritz-Tour” in Graz. Bis zu den Wahlen wird Dinkhauser dann in allen Bundesländern auf Wählerfang gehen. Die Kandidaten für die Bundesliste wird das Bürgerforum kommenden Sonntag nominieren.

Der ehemalige ÖVP-Politiker strebt eine Regierungsbeteiligung als “dritte Kraft” in einer Dreier-Koalition an. Mit wem eine Zusammenarbeit für ihn vorstellbar ist, darauf wollte er sich im APA-Gespräch nicht festlegen. Hauptsache, die Fortsetzung der “Chaosregierung” verhindern – lautet offenbar sein Motto. Von FPÖ und BZÖ habe er sich zwar bewusst abgegrenzt, räumte er ein. Nach den Wahlen werde man sich aber alle Programme ansehen und ausloten “was möglich ist”, meinte er etwas vage.

Inhaltlich kann Dinkhauser dem SPÖ-Vorschlag zur Halbierung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel wenig abgewinnen. Er bezeichnete den Vorstoß als populistisch, da der Staat zuerst “vor seiner eigenen Haustür kehren soll” und zwar in Form eines Gebührenstopps. Außerdem soll es “endlich zu einer Nettolohnerhöhung statt eine Bruttolohnerhöhung” kommen um der kalten Progression entgegenzuwirken, argumentierte der Landtagsabgeordnete. Aufgeschlossener zeigte er sich zum VP-Vorstoß für ein einkommensabhängiges Karenzgeld. Er sei “für alles, was Frauen unterstützt”, sagte er. Priorität habe für ihn allerdings der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, strich er hervor.

Solidarisch gibt sich Dinkhauser mit seinem oberösterreichischen Spitzenkandidaten Leo Steinbichler. Dieser war auf Grund seines Pleite gegangenen Gasthauses und schuldig gebliebenen Löhnen in Negativschlagzeilen geraten. “Das gibt’s im Leben”, kommentierte Dinkhauser den Vorfall. Er habe mit Steinbichler schon gesprochen und ihm gesagt, dass “dieses Problem gelöst werden muss”. So werde das bestehende Vermögen veräußert werden müssen, um die Forderungen der Arbeitnehmer abzugelten, erläuterte Dinkhauser. Er lasse seine Leute aber sicher nicht “gleich beim ersten kleinen Lüftchen fallen”, betonte er.

Zur Person:

Dinkhauser wurde am 16. April 1940 in Innsbruck geboren. Er war zunächst Berufssportler: Tiroler Meister im Hammerwerfen, als Bobfahrer nahm er an den Olympischen Spielen in Grenoble und Sapporo teil. Anschließend war er sechs Jahre lang in der Privatwirtschaft tätig und wurde 1971 Landessekretär des ÖAAB Tirol. 1979 wurde er Kammerrat in der AK Tirol und bekleidete von 1985 bis 1989 die Funktion des Vizepräsidenten. Dinkhauser gelang es, den ÖAAB zum Herausforderer des Bauernbundes, der seit jeher die Machtpositionen in Tirol innehat, zu machen. 1991 brach er in der Tiroler Arbeiterkammer die rote Mehrheit und wurde zum Präsident gewählt. Als lästiges Gegenstück zur ÖVP-Bauern-Dominanz zerkrachte er sich schließlich mit seiner Stammpartei und trat bei den Landtagswahlen 2008 mit einer eigenen Liste an. Der Tiroler ist verheiratet und Vater von fünf Kindern.

Zur Partei:

Nach zahlreichen Auseinandersetzungen und öffentlich geäußerter Kritik an der ÖVP stellte Dinkhauser vor der Tiroler Landtagswahl 2008 seine eigene Liste vor. Für sein “Bürgerforum Tirol” konnte er unter anderem Transitgegner Friedrich Gurgiser und AK-Kammerrätin Andrea Haselwanter-Schneider sowie den ehemaligen Grünen Landtagsabgeordneten Bernhard Ernst gewinnen. Sie zogen nach dem überragendem Wahlergebnis von 18,3 Prozent mit ihm in den Landtag ein. Auf Bundesebene dürfte es für Dinkhauser allerdings schwerer werden. Die für einen Antritt notwendigen Unterstützungserklärungen brachte der 68-Jährige nur mit Mühe zusammen, seine Spitzenkandidaten in den Bundesländern gehören alle sehr unterschiedlichen Interessensgruppen an.

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