"Ike" setzt Pfad der Zerstörung in Kuba fort
Nach Angaben der kubanischen Wetterbehörde Ismet erreichte der Wirbelsturm am Sonntagabend die Stadt Punta Lucrecia in der Provinz Holguín. Von dort schob sich das Auge des Sturmes über die Küste landeinwärts.
In der Hafenstadt Baracoa peitschten bis zu sieben Meter hohe Wellen gegen die Küstenlinie, sagte ein örtlicher Vertreter des Zivilschutzes im Fernsehen. Sieben Menschen seien verletzt worden. Ausserdem hätten die Winde und heftigen Regenfälle in dem Ort rund 200 Häuser vollständig zerstört.
Über 800 000 Menschen
Die kubanischen Behörden riefen für die östlichen Provinzen Guantánamo, Santiago de Cuba, Granma, Holguín, Las Tunas und Camagüey die höchste Alarmstufe aus. Insgesamt wurden über 800 000 Menschen in Sicherheit gebracht, darunter auch die rund 13 000 Touristen auf der Halbinsel Varadero 120 Kilometer östlich Havannas.
Nationale Flüge wurden eingestellt. Der internationale Flugverkehr solle jedoch so lange wie möglich aufrechterhalten werden, hiess es am Sonntag.
Der frühere Staatschef Fidel Castro sagte in einer im Fernsehen vorgelesenen Erklärung, das ganze Land befinde sich in einer Art «Kriegszustand». «So hart es uns auch treffen mag, unser Land ist im Stande, das Leben von Kubanern zu retten», sagte Castro weiter. Die Betroffenen würden so schnell wie möglich Lebensmittel und andere Hilfe erhalten.
Herabgestuft
Kurz vor der Ankunft in Kuba hatte das US-Hurrikan-Zentrum NHC in Miami «Ike» von der Kategorie vier der fünfstufigen Saffir- Simpson-Skala auf die Kategorie drei zurückgestuft. Die Meteorologen erwarteten, dass «Ike» den grössten Teil Kubas von Osten nach Westen durchqueren und dabei schwächer werden wird.
Der Westen Kubas war erst vor einer Woche vom Hurrikan «Gustav» verwüstet worden. «In der kubanischen Geschichte hatten wir noch nie zwei Hurrikane so kurz nacheinander», klagte Ismet-Chef José Rubiera im kubanischen Fernsehen.
47 Tote in haitianischem Dorf
In Haiti, das ebenso wie die Dominikanische Republik und Teile der Bahamas von den Ausläufern des Sturmes getroffen wurde, stieg indessen die Zahl der Unwetter-Toten weiter an.
Wie die Nachrichtenagentur Haiti Press berichtete, ertranken allein in der Stadt Cabaret rund 35 Kilometer nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince 47 Menschen, darunter 13 Kinder.
Das Dorf sei von zwei angeschwollenen Flüssen überflutet worden, erklärte Regierungschefin Michèle Pierre-Louis. Die ganze Stadt sei überflutet worden.
Damit stieg die Zahl der Todesopfer in Haiti durch die drei verheerenden Wirbelstürme der vergangenen Tage – «Hanna», «Gustav» und «Ike» – auf mehr als 600 an. Nach Angaben von UNICEF sind auf Haiti 650 000 Menschen von den Folgen der Unwetter betroffen, darunter 300 000 Kinder.
«Ike» wird nach Einschätzung von Experten wahrscheinlich als schwerer Sturm der Kategorie 4 in den Öl-Fördergebieten des Golfs von Mexiko ankommen. In den USA erklärte Präsident George W. Bush den Bundesstaat Florida vorsorglich zum Notstandsgebiet.