AA

Tödlicher Messerstich bei Rauferei: Mann wegen Mordes vor Gericht

Weil er seinen Kontrahenten bei einer Auseinandersetzung ein Messer in den Rücken gerammt und ihn damit tödlich verletzt hat, hat sich am Dienstag ein 31-jähriger Serbe vor dem Wiener Straflandesgericht verantworten müssen.

Der Mann hatte seinem Opfer in einem Lokal trotz dicker Lederjacke eine 23 Zentimeter lange Stichwunde am Rücken zugefügt. Er habe geglaubt, sein Gegenüber sei bewaffnet gewesen und wollte ihn umbringen, so der Angeklagte. Er schilderte den Tathergang bei seinen Einvernahmen immer wieder anders.

Der Vorfall selbst trug sich am 28. Oktober des Vorjahres in einem Lokal zu, in dem der Angeklagte einige Tage zuvor für Hilfsarbeiten angestellt worden war. Es sei bereits nach der Sperrstunde gewesen, als sich das 28-jährige Opfer zu Freunden in das Gasthaus gesellte, berichtete Staatsanwältin Theresia Marzi. Schließlich wollte der Mann – laut Verteidiger Thomas König 135 Kilogramm schwer und 1,77 Meter groß – aus dem Haus gehen, bei der Eingangstüre sei er aber vom Angeklagten und dem Lokalbesitzer aufgehalten worden.

Die Türe sei abgesperrt gewesen, als der 28-Jährige sie aufsperren wollte, habe der Chef gemeint: “Wer bist du, dass du die Tür aufsperrst, ist das dein Lokal?”, berichtete der Angeklagte. Daraufhin sei er zu den beiden gegangen und gefragt: “Wieso streitet ihr?” – “Was willst du?” soll daraufhin mehrmals sein späteres Opfer gefragt haben und ihn schließlich mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen haben. “Ich habe einen Schock erlitten, ich bin in die Knie gegangen”, so der Angeklagte.

Gleich darauf sei er auch mit einem Aschenbecher geschlagen worden – von wem, daran konnte sich der Mann nicht mehr erinnern. In einer Hauptverhandlung im März – damals war ein sogenanntes Unzuständigkeitsurteil gefällt worden – hatte der Angeklagte noch erklärt, das Opfer habe den Schlag ausgeführt. Schließlich seien mehrere Gäste auf ihn losgegangen und ihn rückwärts in die Küche gedrängt. “Wir werden dich durchlöchern” sollen sie gerufen haben. “Ganz etwas Neues”, meinte daraufhin Richterin Lucie Heindl-König. “Das haben Sie zuvor noch nie gesagt.”

Am Weg in die Küche soll der 28-Jährige dem Angeklagten sein Handy weggenommen haben und ihn erneut geschlagen haben. “Also das ist schon wieder etwas Neues”, so die Richterin. Er sei daraufhin in die Küche getaumelt, bis er mit dem Rücken an einem Tisch angestoßen sei. “Was ist mit der aufgebrachten Meute passiert?” – “Die ist draußengeblieben.”

Man sei Gesicht an Gesicht gestanden, vom Tisch habe er dann ein Messer genommen. “Dann hat er sich nach links umgedreht und gesagt: ‘Ich werde dich durchlöchern.'” – “Das ist das erste Mal, dass Sie etwas von einer verbalen Bedrohung in der Küche erwähnen. Wieso fällt Ihnen das elf Monate später ein?”, fragte die Richterin. “Ich glaube schon, dass ich das erwähnt habe. Er hat seine Hand in die Jacke gesteckt und seine Drohung wiederholt.”

Er habe gedacht, sein Kontrahent hole eine Pistole. Ein Freund habe das Opfer dann an der Jacke gezogen Richtung Küchenausgang, im gleichen Moment habe er ausgeholt und zugestochen, berichtete der Angeklagte. “Ich war im Schock.” Das Opfer starb wenig später im Spital; ein Sachverständiger stellte Komplikationen bei der notwendigen ärztlichen Behandlung aber keinen Behandlungsfehler fest.

Laut dem Freund des Opfers sei der mutmaßliche Täter dem 28-Jährigen mit dem Messer in der Hand nachgerannt, als dieser gerade aus der Küche gehen wollte. Auch die Stichführung ließ laut der Richterin darauf schließen, dass der 31-Jährige direkt hinter seinem Opfer gestanden sei und ihn nicht in einer leichten Drehung erwischt hatte. Ein Urteil des Schwurgerichts dürfte in den späten Nachmittagsstunden folgen.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Tödlicher Messerstich bei Rauferei: Mann wegen Mordes vor Gericht
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen