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US-Präsidentenwahl kann noch spannend werden

Die US-Präsidentenwahl am 4. November könnte noch spannend werden, da sich die Umfragewerte der beiden Kandidaten in den letzten Tagen vor der Wahl oft annäherten.

Der Trend in den umkämpften “Swing-States” gehe zwar stark zum demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama. Der derzeit deutliche Vorsprung Obamas vor dem Republikaner John McCain könnte aber durchaus noch schmelzen, meinte J. Dean Yap, Botschaftsrat für Wirtschaft und Politik an der US-Botschaft in Wien, bei einem Vortrag in der Österreich-Amerikanischen Gesellschaft Dienstag abend in Wien.

Dabei würde aber der von Obamas Anhängern befürchtete angebliche “Bradley-Effekt”, wonach ein Teil der Befragten in Umfragen nicht zugeben würde, nicht für einen Schwarzen stimmen zu wollen, keine oder nur eine sehr geringe Rolle spielen, meint Yap. Es gebe natürlich auch keine Umfragen über diesen versteckten Rassismus, weil niemand Rassismus in einer Umfrage zugeben würde. Nach seiner persönlichen Schätzung würden aber nur etwa fünf Prozent der US-Amerikaner generell nicht für einen Afro-Amerikaner als Präsidenten stimmen wollen.

Der versteckte Rassismus werde aber vom Enthusiasmus der Obama-Anhänger mehr als wettgemacht, ist Yap überzeugt. So hätten sich diesmal besonders viele junge und viele schwarze Bürger neu als Wähler registrieren lassen. Dieses Engagement werde sich weit stärker auswirken als ein eventueller “Bradley-Effekt”, erwartet der Diplomat. Einen Anschlag eines Extremisten bzw. Rassisten auf Obama, um dessen Wahlkampagne zu stoppen, kann sich Yap nicht vorstellen. Zwar gebe es in den USA viel mehr Waffen als in Europa und auch höhere Kriminalität, doch die Präsidentschaftskandidaten würden schon während des Wahlkampfs vom amerikanischen Geheimdienst beschützt.

Negative Wahlwerbung, also das Verbreiten von Vorwürfen über den Gegenkandidaten, gebe es nicht nur in den USA sondern auch etwa bei den jüngsten Wahlen in Österreich, sieht Yap darin kein besonders amerikanisches Phänomen. Für McCain und seine Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin habe sich das negative Campaigning gegen Obama offenbar auch nicht ausgezahlt. Die Versuche der Republikaner, Obama in die Nähe des ehemaligen “Weatherman” Bill Ayers zu rücken, seien schief gegangen.

Die Präsidentenwahl habe zwar auch einen Effekt auf die Wirtschaft, der jüngst erstarkte Dollar habe aber wohl nichts mit dem Wahlkampf zu tun, so der Diplomat. Im Zuge der Finanzmarktkrise würden Investoren einen “sicheren Hafen” suchen, der Dollar als Weltwährung sei dadurch erstarkt.

Dass der Steirer Arnold Schwarzenegger, derzeit Gouverneur von Kalifornien, je US-Präsident werden könnte, schließt der Diplomat aus. Wer nicht in den USA geboren ist, kann weder US-Präsident noch Vizepräsident werden. Eine Änderung der Verfassung, um auch im Ausland Geborenen die Kandidatur fürs höchste Amt zu ermöglichen, sei in den USA einfach kein Thema. Schon die Anhänger des ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger, der in Deutschland geboren ist, hätten versucht die Verfassung zu ändern, seien aber mit ihren Ambitionen gescheitert.

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