Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA bezeichnete am Donnerstag einen Artikel in der Zeitung “Yomiuri Shimbun” als eine “dicke Lüge” und reagierte damit erstmals auf entsprechende Spekulationen im Ausland. Der Armee und der Bevölkerung Nordkoreas seien das Prestige ihres obersten Führers “wichtiger als das eigene Leben” und eine Entehrung werde nicht akzeptiert, hieß es.
Die japanische Zeitung “Yomiuri Shimbun” hatte am Wochenende berichtet, den nordkoreanischen Vertretern stünde “eine wichtige Botschaft” ihrer Regierung ins Haus. In dem Artikel wurde spekuliert, es ginge dabei um den Gesundheitszustand des Machthabers. Der Bericht ähnelte dem einer weiteren japanischen Zeitung. KCNA bezeichnete beide Publikationen als “Reptilien-Blätter”, die die Würde Nordkoreas verletzen wollten, indem sie über den angeblich “abnormalen Gesundheitszustand” Kims berichteten. Eine geplante Botschaft an die Diplomaten habe es nicht gegeben.
In den vergangenen Wochen war im Ausland wiederholt darüber diskutiert worden, ob Kim einen Schlaganfall erlitten habe, unter anderem da er Termine in der Öffentlichkeit nicht mehr wahrnahm. Bei schwerer Krankheit oder Tod des Machthabers wird ein Machtvakuum in dem hochmilitarisierten Land befürchtet, dessen Armee mit rund 1,1 Millionen Soldaten mehr als viermal so groß ist wie die Bundeswehr. Nach südkoreanischer Einschätzung ist das schwer abgeschottete Land zudem in der Lage, Atomwaffen herzustellen.
Eine im vergangenen Dezember erstmals nach mehr als einem halben Jahrhundert aufgenommene regelmäßige Zugverbindung zwischen Nord- und Südkorea wird nach südkoreanischen Angaben kaum genutzt. Wie das südkoreanische Vereinigungsministerium am Donnerstag mitteilte, waren von den 163 Güterzügen, die zwischen Dezember 2007 und August 2008 zwischen den beiden verfeindeten Ländern verkehrten, 150 leer.
Nur 350 Tonnen Waren wurden demnach auf der etwa 20 Kilometer langen Strecke zwischen dem Süden und dem im Norden gelegenen Industriekomplex Kaesong bewegt. In Kaesong stellen 32.000 nordkoreanische Beschäftigte Kleidung, Geräte, Uhren und andere Waren für südkoreanische Firmen her.
Die südkoreanischen Geschäftsleute ziehen dem Vereinigungsministerium zufolge den Transport per Lastwagen dem Schienenverkehr vor. Es gab Erwägungen, den Güterzugverkehr einzuschränken. Doch die südkoreanische Eisenbahngesellschaft Korail vertrat die Ansicht, die Zugverbindung sollte wegen ihres hohen Symbolcharakters für die innerkoreanische Annäherung uneingeschränkt erhalten bleiben.
Der regelmäßige Zugverkehr war während des von 1950 bis 1953 dauernden Koreakrieges eingestellt worden. Bis heute haben das kapitalistische Südkorea und sein kommunistischer Nachbar im Norden keinen Friedensvertrag geschlossen.
Der chronische Versorgungsmangel in Nordkorea hat Millionen von Menschen in eine zunehmend kritische Situation gebracht. Betroffen seien vor allem die Nordostprovinzen, sagte Jean-Pierre de Margerie vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) am Donnerstag auf einem Forum in Seoul. Auch für 2,7 Millionen Menschen an der Westküste zeichne sich ab, dass die verfügbaren Nahrungsmittel noch in diesem Monat erschöpft seien.
“Wir haben ein sehr kritisches Niveau erreicht, und wir sollten nicht erst auf eine weitere Hungersnot warten, bis wir Alarm schlagen”, sagte de Margerie. Wegen des Nahrungsmittelmangels sind viele Nordkoreaner nach seinen Informationen dazu übergegangen, in den Bergen nach wilden Früchten zu suchen oder nach anderem Essbaren, was die Natur hergibt. Außerdem planen viele nur noch zwei Mahlzeiten am Tag ein.
Seit Mitte der 90er Jahre ist Nordkorea auf ausländische Hilfe zur Versorgung seiner 23 Millionen Einwohner angewiesen. Damals kamen bei einer Hungersnot schätzungsweise zwei Millionen Menschen ums Leben. Nach schweren Überschwemmungen im vergangenen Jahr hat sich die Versorgungslage jetzt weiter verschlechtert.
Im August bat das WFP die Regierung in Südkorea um Nahrungsmittelnothilfe für den Norden. Ein Sprecher des Ministeriums für Wiedervereinigung teilte am Donnerstag mit, dass es noch keine Entscheidung gebe. Seit dem Amtsantritt der konservativen Regierung in Seoul im Februar haben sich die Beziehungen zwischen den Staaten der koreanischen Halbinsel deutlich verschlechtert.