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Chinesen erklären Merkel "schwieriges Verhältnis" zum Dalai Lama

Eine Gruppe von chinesischen Intellektuellen hat der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag in Peking die chinesischen Empfindlichkeiten gegenüber dem Dalai Lama erklärt. "Die Kanzlerin fragte sich, warum China so verärgert auf ihren Empfang des Dalai Lama reagiert hat", sagte der Journalistikprofessor Zhan Jiang. "Wir haben ihr erklärt, dass es sehr kompliziert ist."

Auch Chinesen diskutierten viel über solche Fragen. Die vier Teilnehmer der Gesprächsrunde zeigten sich angetan von der Kanzlerin. “Sie redet ohne Umschweife. Das ist wohl eine deutsche Besonderheit”, sagte der Journalistikprofessor der Deutschen Presse-Agentur dpa.

“Wir haben ein schwieriges Verhältnis zum Dalai Lama”, sagte Zhan Jiang. Der Verfassungsrechtler Cai Dingjian sagte: “Die Deutschen glauben, das sei nur eine religiöse und kulturelle Frage. Doch für China hat das mit der nationalen Souveränität zu tun.” China wirft dem religiösen Oberhaupt der Tibeter vor, das Hochland abspalten zu wollen, doch verfolgt der Dalai Lama nach eigenen Beteuerungen nur eine religiöse und kulturelle Autonomie.

Der Jurist sagte: “In den Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland gibt es viel Sonnenschein, aber unsere Souveränität nehmen wir sehr ernst. Wir reagieren heftig, wenn es um Tibet und Taiwan geht – dann wird es düster in den Beziehungen”, sagte Cai Dingjian. Bei dem Gespräch der Kanzlerin mit Vertretern der Zivilgesellschaft in ihrem Hotel ging es neben Tibet und Taiwan auch um die gesellschaftliche Entwicklung in China, seine Bauern sowie das Erdbeben in Sichuan und die Auswirkungen der Olympischen Spiele.

Der Historiker und Chefredakteur der Zeitung “Yanhuang Chunqiu”, Wu Si, nannte das Gespräch “sehr gut”. “Es ist eine gute Methode, um ein besseres Verständnis zu entwickeln.” Das Gespräch sei “sehr interessant” gewesen, sagte auch der Schriftsteller Li Er, dessen Roman “Der Granatapfelbaum, der Kirschen trägt” auch auf Deutsch erschienen ist. Der Journalistikprofessor Zhan Jiang, der bereits beim letzten Besuch von Merkel in Peking vor einem Jahr an einem solchen Gedankenaustausch teilgenommen hatte, lobte die Kanzlerin: “Sie versteht jetzt schon mehr von China.”

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